Arbon

Kunst in Trümmern: «Es ist schon enttäuschend»

25.05.2022, 05:56 Uhr
· Online seit 25.05.2022, 05:56 Uhr
Die Arboner Kunstszene wird von einem ein Vandalen-Anschlag erschüttert. Kaum ist die Skulptur «Xyletto» am Bodenseeufer aufgestellt, liegt sie schon in Trümmern. Der Künstler ist zwar enttäuscht, aber nicht überrascht über die Gewalt gegen sein Kunstwerk.
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Wer in den nächsten Tagen am Arboner Seeufer spazieren geht, wird sich möglicherweise über einen unförmigen Holzhaufen wundern. Seit diesem Wochenende liegt das Kunstwerk «Riesen-Stöckelschuh» in Trümmern, wahrscheinlich mutwillig von Vandalen zerstört.

Künstler ist nicht überrascht über Angriff auf seine Skulptur

Der zerstörte Stöckelschuh ist ein Teil des Projektes «Märchen und Stöckelschuhe» und hätte ein Schuh und zugleich ein Xylofon sein sollen. Ausserdem waren die Spaziergängerinnen und Spaziergänger dazu eingeladen, selbst darauf zu musizieren. Aber aus dieser Idee wird nun nichts, das ist auch dem Künstler und Schöpfer Stefan Philippi klar. «Es ist schon enttäuschend, dass ich nun umdenken muss.»

Er sei aber kaum überrascht gewesen, dass die Skulptur nicht lange durchgehalten hat. «Der Stöckelschuh wurde schon während den Aufbauarbeiten belagert», so der Künstler. Er habe zwar noch versucht, die Menschen auf die Instabilität hinzuweisen, aber ohne Erfolg. Am Wochenende verpasste dann jemand dem «Xyletto» den endgültigen Todesstoss. «Wahrscheinlich war der Stöckelschuh schon nach wenigen Stunden so instabil, dass die Vandalen in der Nacht leichtes Spiel hatten», sagt Philippi.

Überreste stellen ein neues Kunstwerk dar

Statt nun den Kopf in den Sand zu stecken oder sich über den Vorfall zu ärgern, schaut Stefan Philippi lieber nach vorne. «Ich sehe den Vandalismus als Teil des Kunstwerkes», sagt er. Deshalb bleibe der übriggebliebene Holzhaufen am Bodenseeufer liegen und werde damit selbst zu einem neuen Kunstwerk. 

Nicht erster vandalischer Akt gegen Skulptur in Arbon

Auch eine überdimensionale Schuhschachtel gehört zum Konzept «Märchen und Stöckelschuhe». Doch auch dieses Kunstwerk wurde schon angegriffen. «Jemand hat in ein Loch in der Schuhkiste einen Flipflop gesteckt», sagt Philippi. Das habe er aber auf die leichte Schulter genommen, den Schuh mit «Anonym» signiert und auch diesen vandalischen Akt kurzerhand zu Kunst erklärt. «Leider war der Flipflop nach einem Tag schon wieder verschwunden.»

Kunst im öffentlichen Raum ermöglicht Dialog

Die Ausstellung am Bodenseeufer von Arbon läuft noch bis am 6. Juni. In dieser Zeit hofft der Künstler, von weiteren Anschlägen verschont zu bleiben. Sollte trotzdem nochmals etwas passieren, ist das für Stefan Philippi nicht weiter schlimm: «Auf eine interessante Art trete ich mit den Vandalen in einen künstlerischen Dialog, denn sie verändern meine Schöpfungen. Und am Ende geht es in der Kunst ja um Begegnungen.»

(noh)

veröffentlicht: 25. Mai 2022 05:56
aktualisiert: 25. Mai 2022 05:56
Quelle: FM1Today

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