Nukleare Bedrohung

Wegen Ukraine-Krieg: Diskussion um richtige Lagerung von Jodtabletten

· Online seit 25.08.2022, 22:58 Uhr
Kanton oder Gemeinde – wer soll Jodtabletten lagern und diese im Falle einer nuklearen Bedrohung an die Bevölkerung verteilen? Im Kanton Thurgau wird das derweil diskutiert, auch der Bund muss sich damit befassen. Argumente gibt es für beide Möglichkeiten.

Quelle: TVO / Sendung vom 25.08.2022

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Es ist eine Diskussion, die man eigentlich nicht führen will: Jene um die optimale Lagerungslokalität für Jodtabletten. Jod ist ein Spurenelement, das bei hochdosierter Einnahme vor der Aufnahme von radioaktiven Stoffen in die Organe schützt. Wichtig könnten die Tabletten somit bei einem Unfall in einem AKW sein. Da aktuell immer wieder Kämpfe um das grösste europäische AKW im ukrainischen Saporischja toben, ist die Gefahr einer nuklearen Ausnahmesituation deutlich akuter als noch vor dem Krieg in Osteuropa.

Gemeinde oder Kanton – wer soll Jod lagern?

Deshalb hat der Thurgauer Regierungsrat um Gesundheitschef Urs Martin eine Diskussion angestossen. Sollen Jodtabletten zentral vom Kanton gelagert werden oder sollen die Gemeinden separat einen Vorrat beherbergen? Für beide Varianten gibt es Argumente. «Im Katastrophenfall würde die Verteilung eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, wenn die Tabletten zentral gelagert werden», sagt Martin gegenüber TVO. Mit einer dezentralen Lagerung, also in den Gemeinden, wäre man schneller – was entscheidend sein könnte, so Martin.

Anders sieht es Grünen-Nationalrat Kurt Egger. Er sagt: «Wenn die 80 Gemeinden im Kanton Thurgau alle auf die Anordnung warten müssen, um die Tabletten zu verteilen, dann ist das Risiko gross, dass die Information bei der einen oder anderen Gemeinde zu spät ankommt.» Und die Verteilung müsse schliesslich innert Stundenfrist sichergestellt werden können.

Bundesbeschluss steht ebenfalls noch aus

Auch auf Bundesebene wird das Thema derzeit diskutiert. Ein Beschluss aus Bern im Rahmen der sogenannten Jodtabletten-Verordnung steht noch aus. Für den Thurgauer Regierungsrat Urs Martin ist zentral, dass die Diskussion überhaupt angestossen wurde. Denn auch wenn es sich vermeintlich um eine Detailfrage handeln könnte: Im Ernstfall wären wohl alle froh, wenn die Verteilung der Tabletten frühzeitig optimal organisiert wurde.

(red.)

veröffentlicht: 25. August 2022 22:58
aktualisiert: 25. August 2022 22:58
Quelle: TVO

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