Ostschweiz

Uber arbeitet mit St.Galler Taxiunternehmen zusammen – aber keiner will es zugeben

Geheimniskrämerei

Uber arbeitet mit St.Galler Taxiunternehmen zusammen – aber keiner will es zugeben

· Online seit 06.05.2024, 21:42 Uhr
Die Einführung von Uber in St.Gallen wirft viele Fragen auf, insbesondere unter den Taxifahrenden der Stadt. Bei Recherchen stossen wir auf Geheimnistuerei und Bedenken innerhalb der Taxi-Industrie.

Quelle: TVO

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Bisher hat der US-amerikanische Anbieter Uber einen grossen Bogen um St.Gallen gemacht, da das geltende Taxireglement der Stadt ihm den Marktzugang verwehrte. Seit einer Woche ist das aber nicht mehr so. Das Unternehmen hat sich ein Schlupfloch zunutze gemacht und bietet seit einer Woche Fahrten zu vorab festgelegten Preisen über die Uber-App an. Luisa Elster, Mediensprecherin von Uber, betont auf Anfrage: «Zum Start arbeiten wir zunächst nur mit ein paar kleineren lokalen Taxiunternehmen zusammen. Wir hoffen jedoch, schon in Kürze die grosse Nachfrage an Fahrten an mehr und mehr Taxifahrer vermitteln zu können.»

Allerdings gestaltet sich die Recherche, welche der Taxiunternehmen mit Uber kooperieren, als undurchsichtige Angelegenheit. Auf Nachfrage bei verschiedenen Taxiunternehmen zeigt sich, dass niemand so richtig weiss, wer nun mit Uber zusammenarbeitet. Gemunkelt wird, dass die Taxi Ostschweiz GmbH den Deal mit Uber eingegangen ist. Auf Anfrage gibt das Unternehmen jedoch gegenüber FM1Today keine Auskunft.

Niemand will's gewesen sein

FM1Today entschied sich kurzerhand, eine Uber-Fahrt direkt zum Bahnhof zu buchen. Nach einer Wartezeit von 15 Minuten nahm der Fahrer über die App mit der Reporterin Kontakt auf. Weitere 10 Minuten später fuhr ein Fahrzeug von Gallus Taxi vor. Zur Zusammenarbeit mit Uber wollte sich das Unternehmen auf telefonische Anfrage aber nicht äussern.

Die Uber-Zusammenarbeit kommt bei einzelnen Taxifahrern eher negativ an. Einige äusserten im Gespräch mit FM1Today Bedenken, dass die Einführung von Uber zu weniger Fahrten für traditionelle Taxifahrer führen könnte. Ein Taxifahrer, der anonym bleiben wollte, äusserte: «Entweder fahren alle mit Uber oder keiner. Uber nimmt uns die wenigen Fahrten unter der Woche weg, und wir sind auf diese Fahrten angewiesen.»

Reiner Preiskampf: «Wir punkten mit unserem Service»

Auch Geschäftsführer Samuel Holenstein von Herold Taxi wurde kürzlich von Uber für eine potenzielle Zusammenarbeit angefragt. Er betont: «Ich finde es schade, dass ein Taxiunternehmen aus der Stadt St.Gallen sich bereit erklärt, mit Uber zusammenarbeiten. Mit einem Unternehmen, dass sich die letzten Jahre als asozial und unsolidarisch gezeigt hat.»

Holenstein ergänzt, dass Uber einen Preiskampf eröffnet, doch «wir wollen weiterhin mit Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit punkten. Die Leute werden den Preis vergleichen und sich für das günstigere Angebot entscheiden.» Er meint aber, dass die Stammkundschaft weiterhin den Service von Herold Taxi bevorzugen wird.

Dass nur wenige mit Uber zusammenarbeiten, soll gemäss Holensteins Berechnungen dem fehlenden Gewinn geschuldet sein: «Die Margen fallen weg. Bei jeder Fahrt, die man für Uber macht, muss man mit einem Minusgeschäft rechnen.»

Laut Uber sei die App ein zusätzlicher Kanal für die Taxifahrer und -fahrerinnen, um ihre Auslastung bei Bedarf zu erhöhen und neue Kunden zu gewinnen.

«Unfairer Arbeitgeber»

Etablierte Taxiunternehmen bezahlen neben der Taxilizenz auch Steuern, Sozialabgaben, Standplatzgebühren und Mehrwertsteuern, was Uber-Fahrer im Normalfall nicht tun. «Ein schlechter und unfairer Arbeitgeber», so Holenstein.

Von Sonja Lüthi, St.Galler GLP-Stadträtin und Vorsteherin der Direktion Soziales und Sicherheit, gibt es für Uber grünes Licht, wie sie gegenüber TVO sagt: «Uber arbeitet mit lizenzierten Taxifahrenden zusammen, dafür braucht es keine zusätzlichen Bewilligungen. Zudem dürfen wir das Taxi-Gewerbe in der Stadt nicht vor Konkurrenz schützen. Das gehört einfach auch dazu, auch damit sich die Wirtschaft weiterentwickelt. Deshalb müssen wir auch das Reglement anpassen.» Laut Lüthi soll das Reglement im Juni im Parlament diskutiert werden.

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veröffentlicht: 6. Mai 2024 21:42
aktualisiert: 6. Mai 2024 21:42
Quelle: FM1Today

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