Es ist die Jahreszeit, bei der die Brauereien normalerweise den meisten Umsatz machen. An den grossen Frühlingsmessen der Ostschweiz, in den gefüllten Fussballstadien, an grossen Vereinsanlässen oder bei langen Bierrunden in den Beizen. Da wegen des Coronavirus seit bald einem Monat alle Bars und Restaurants geschlossen sind und alle Veranstaltungen bis auf Weiteres abgesagt wurden, ist bei vielen Brauereien aber bald Hopfen und Malz verloren.
«Schmerzhafter» Umsatzeinbruch
Die meisten Regionalbrauereien in der Ostschweiz erleiden einen Umsatzeinbruch von mindestens 50 Prozent. Betroffen sind zum Beispiel die Appenzeller Brauerei Locher, die St.Galler Brauerei Schützengarten und Sonnenbräu aus dem Rheintal. «Es ist eine sehr schmerzhafte Situation. Es geht viel Erspartes drauf, das man für Anderes investieren wollte», sagt Claudia Graf, die Geschäftsleiterin von Sonnenbräu. «Auch wir haben mittlerweile 70 Prozent Kurzarbeit angemeldet.» So geht es, gemäss dem Schweizer Brauerei-Verband, praktisch jeder Brauerei in der Schweiz.
«Kritischer Zustand» bei Schützengarten
Existenzbedrohend ist die Situation im Moment zwar weder für Locher, Sonnenbräu oder Schützengarten. «Kritisch», aber auf jeden Fall, so beschreibt es Reto Preisig, Geschäftsleiter von Schützengarten. «Gewöhnlich hätten wir im Frühling bis zu 400 Veranstaltungen im Monat.»
Auch Sonnenbräu trifft es hart. «Mit der Absage der Rheintaler Messe (Rhema) und der Offa. Dazu kommt, dass wir an guten Wochenenden bis zu 30 Feste mit unserem Bier beliefert hätten», so Claudia Graf. Die Brauerei Locher musste schon im Februar wegen den abgesagten Fasnachtsfesten, erste Verluste hinnehmen.
Loch kann man nicht mehr stopfen
Natürlich wird auch jetzt in der Ostschweiz weiterhin Bier getrunken, aber nicht mehr in grossen Mengen. «Das Bier ist ein soziales Getränk, das trinkt man häufig nur in geselligen Runden», sagt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes. Der Heimkonsum kann die Verluste nicht kompensieren. «Auch die Anlässe, die teils auf Ende des Jahres verschoben wurden, können das Loch nicht mehr stopfen», so Kreber.
Heimlieferdienste und Desinfektionsmittel
Im Sinne «aus Not mach eine Tugend» haben sich viele Regionalbrauereien Kompensationslösungen ausgedacht. Viele setzten auf Heimlieferdienste. «Der wird massiv genutzt. Die Sonnenbräu verzeichnet bei den Heim-Bestellungen ein Plus von 1000 Prozent», sagt Claudia Graf von Sonnenbräu.
Locher setzt dabei mehr auf die Produktion von Desinfektionsmittel. «Wir haben mit dem zurückgebrachten Bier bereits über 20'000 Liter produzieren können», sagt Geschäftsleiter Aurèle Meyer. «Das kann bei Weitem unsere Verluste nicht kompensieren, aber der Bevölkerung helfen.»