Ostschweiz
Appenzellerland

«Schüsse ins Herz müssen nicht tödlich sein»

«Schüsse ins Herz müssen nicht tödlich sein»

04.01.2017, 15:24 Uhr
· Online seit 04.01.2017, 15:09 Uhr
Der eine Polizist wurde vom Täter in Rehetobel von einem Schuss ins Herz getroffen, einem sogenannten Herzsteckschuss. Wir haben bei einem Experten nachgefragt, was ein solcher Herzsteckschuss bedeutet und wie gross die Überlebenschancen sind. Trifft die Kugel die rechte Herzhälfte, liegen die Überlebenschancen bei bis zu 90 Prozent.
Lara Abderhalden
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Zum aktuellen Fall möchte sich Hans Rickli, Chefarzt der Kardiologie am Kantonsspital St.Gallen, nicht äussern. Er darf gar nicht, wegen der Schweigepflicht. Der angeschossene Polizist wurde im Kantonsspital St.Gallen notoperiert und stabilisiert, dann aber in eine Spezialklinik überführt.

Dennoch kann er uns verraten, was ein Herzsteckschuss für Folgen hat: «Beim Herzsteckschuss handelt es sich um eine Verletzung, die das Herz betrifft. Das Herz wird durch einen Schuss getroffen. Der Schuss geht in irgendeiner Form durch das Herz hindurch.»

Schuss in linke Herzhälfte sofort tödlich

Trifft dieser Schuss die linke Herzkammer, ist er tödlich: «Ist die linke Herzkammer betroffen, füllt sich der Herzbeutel, also dort wo eigentlich das Herz eingebettet ist, sehr schnell mit Blut. Der Herzkreislauf ist nicht mehr möglich», innerhalb von einer halben bis zu einer Minute sei der Angeschossene tot.

Ob man einen Herzsteckschuss überleben kann, kommt also darauf an, wo die Person getroffen wird: «Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen. Einerseits ist es entscheidend, ob der Schuss die linke oder die rechte Herzkammer trifft. Ausserdem kann der Schuss die Lunge oder Hauptschlagader erwischen. Dann ist der Angeschossene sofort tot.»

80 bis 90 Prozent Überlebenschance

Wird die Person in der rechten Herzkammer getroffen, hat er relativ gute Überlebenschancen: «Wenn es die rechte Herzkammer trifft, liegen die Überlebenschancen im Durchschnitt bei 80 bis 90 Prozent», so der leitende Kardiologe. Dabei sei entscheidend, wie die Erstversorgung ablief: «Der Angeschossene muss möglichst schnell in ein Spital gebracht werden. Sollte der Herzkreislauf aussetzen, muss er wiederbelebt werden.»

Kommt eine Person mit einer Schusswunde in der rechten Herzkammer in das Spital, passiert Folgendes: «Wir schauen mit einem Ultraschall, welche Strukturen verletzt sind. Wenn es Flüssigkeit im Herzbeutel hat, ist das Blut. Dann muss das Herz geöffnet und übernäht werden.»

Gefahr vor Infektionen

Aber auch nach dieser Operation ist der Patient noch nicht über den Berg: «Es kann immer Infektionen geben, ausserdem kommt es darauf an, ob auch die Lunge zusätzlich verletzt ist.»

Um welche Art von Herzverletzung es sich beim Polizisten handelt, sagt Hans Rickli nicht konkret. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass die rechte Herzkammer betroffen ist, da er sonst innerhalb weniger Minuten vor Ort gestorben wäre. Wie schlimm die Verletzung ist und ob noch weitere Organe betroffen sind, ist bis jetzt unklar. Der Gesundheitszustand des Polizisten ist nach wie vor kritisch.

veröffentlicht: 4. Januar 2017 15:09
aktualisiert: 4. Januar 2017 15:24
Quelle: abl

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