21 Tonnen Geschenke für Bedürftige

08.03.2017, 10:51 Uhr
· Online seit 08.03.2017, 06:34 Uhr
Bedürftige Menschen im FM1-Land dürfen zweimal Weihnachten feiern. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) hat während der Feiertage zum 20. Mal Lebensmittel, Pflegeartikel und Spielsachen gesammelt. In den kommenden Tagen werden die Produkte in 3000 Taschen an die Bevölkerung verteilt.
Laurien Gschwend
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21 Tonnen Lebensmittel und Non-Food-Artikel haben Alberto Baumeler, Leiter Migration und Integration beim Roten Kreuz des Kantons St.Gallen, und sein Team aus Bern erhalten. «Damit stellen wir in Gossau Einkaufstaschen für Familien und Einzelpersonen zusammen.» Haltbare Lebensmittel wie Pasta, Reis, Schokolade und Frühstücksprodukte sind gesammelt worden, ebenso Pflegeprodukte wie Duschmittel, Zahnpasta und Kosmetikartikel. Kinder dürfen sich über Spielsachen, Malbücher und Puzzles freuen.

66'000 Pakete gesammelt

«Ich denke, unsere Aktion ‹2x Weihnachten› ist seit 20 Jahren erfolgreich, weil sie der Bevölkerung die Möglichkeit bietet, auf einfache Art Solidarität zu zeigen», sagt Baumeler. Jeweils während der Weihnachtszeit können Interessierte Pakete aus Naturalspenden zusammenstellen und diese der Schweizerischen Post, welche als Partnerin agiert, übergeben. Auch Online-Spenden sind möglich. In diesem Jahr sind so insgesamt 66'000 Pakete zusammengekommen. Ein Teil geht an Empfänger in Osteuropa, der Rest an die Rotkreuz-Kantonalverbände.

Herausforderung, 21 Tonnen aufzuteilen

Ganz einfach sei es nicht, die erhaltenen 21 Tonnen Lebensmittel, Pflegeartikel und Spielsachen auf 3000 Taschen zu verteilen. «Wir sind die ganze Zeit am zählen und rechnen, damit die Artikel bis zum Schluss reichen und trotzdem nichts übrig bleibt», so Alberto Baumeler. Sind die Papiersäcke alle gefüllt, werden sie Ende Woche an fast 100 soziale Institutionen im Kanton St.Gallen verteilt. Diese übergeben die Spenden wiederum an 3521 Erwachsene und 2618 Kinder.

Für das Bepacken und Ausliefern der Taschen sind viele helfende Hände gefragt. Mitarbeiter der Credit Suisse, Studenten der Universität St.Gallen und Asylbewerber unterstützen das Rote Kreuz beim Einsatz. «Die Stimmung ist immer sehr gut. Die Leute haben Freude daran, sich zu engagieren», freut sich Alberto Baumeler.

Glück und Trauer zugleich

Selami Oezkan, der normalerweise bei der Credit Suisse in Frauenfeld hinter dem Schreibtisch sitzt, geniesst die Abwechslung beim Befüllen der Taschen in einer Gossauer Zivilschutzanlage. «Am Abend sieht man anhand eines Blicks ins Lager, was man geleistet hat. Es erfüllt mich mit Glück, für Bedürftige etwas Gutes zu tun.» Kundenkontakt habe er bei der freiwilligen Arbeit zwar nicht, jedoch lerne er beim SRK-Projekt viele coole Leute kennen.

Das Projekt regt den Banker aber auch zum Nachdenken an: «Es stimmt mich traurig, dass für einige Menschen in der Schweiz elementare Dinge wie Teigwaren nicht selbstverständlich sind.» Im Alltag gerate manchmal in Vergessenheit, dass auch in der Schweiz Armut herrsche. «Umso wundervoller, dass man hier wieder einmal auf den Boden geholt wird.»

«Aktion ist ein Baby von mir»

Auch Eleonora Gilly Horber, ehemalige Geschäftsführerin des Roten Kreuzes St.Gallen, hilft tatkräftig mit. «Die Aktion ist ein Baby von mir, sie bedeutet mir viel. Man konnte den Leuten immer etwas geben, das sie nie erwartet hätten», erzählt sie. Einigen Personen, welche sie selber betreue, bringe sie die gefüllten Papiersäcke jeweils persönlich vorbei. Dann bekomme sie Fragen wie «Warum habe ich das verdient?», «Warum muss ich dafür nichts bezahlen?» oder «Wie kommen Sie dazu, mir so viele Sachen zu geben?» gestellt. «Ich finde das einfach schön», sagt die engagierte Pensionärin. Auch Alberto Baumeler bekommt viele positive Reaktionen. «Die Leute sind sehr dankbar dafür, was sie von uns erhalten.»

Herzblut über Jahre nicht verändert

Fast 30 Jahre arbeitete Eleonora Gilly Horber, oft «Frau Rotes Kreuz» genannt, für das SRK. Die Aktion «2x Weihnachten» habe sich seither ziemlich verändert. «Die Abläufe sind professioneller geworden. Und mir kommt es vor, als seien die Taschen heute viel voller als noch zu Beginn.» Ihr Gefühl trügt nicht: Die Anzahl der Pakete hat sich gemäss einer Medienmitteilung über die letzten 20 Jahre fast verdoppelt. Gleich geblieben sei das Engagement und das Herzblut der freiwilligen Helfer - und ihr Wille, jenen Personen etwas geben zu können, die «nicht auf der Sonnenseite des Lebens» stehen.

veröffentlicht: 8. März 2017 06:34
aktualisiert: 8. März 2017 10:51
Quelle: lag

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