Im letzten Jahr sind 92 Meldungen bei der LGBTQ-Helpline eingegangen. Das sind 50 Prozent mehr als 2020, wie der Bericht von Pink Cross zeigt. Somit wurden pro Woche fast zwei sogenannte «Hate Crimes» gemeldet. Auffällig: Allein schon während der Kampagne «Ehe für alle» im Hinblick auf die Volksabstimmung im September 2021 hat es 44 gemeldete Fälle gegeben.
Dunkelziffer ist viel höher
«Als Ursachen haben wir für letztes Jahr unter anderem die höhere Sichtbarkeit von Queers während der Abstimmungskampagne festgestellt», sagt Alexandra Widmer, Co-Geschäftsführerin von der Lesbenorganisation Schweiz LOS, gegenüber ZüriToday. Die Dunkelziffer sei jedoch immer noch sehr hoch. «Wir sind mit den jetzigen Zahlen wohl noch lange nicht bei der Realität», so Widmer.
Grund dafür könnten die nicht gemeldeten Angriffe sein, geht man vom «Hate Crime»-Bericht aus. Denn nur knapp 20 Prozent der Fälle werden der Polizei gemeldet. Die Betroffenen werden meistens beleidigt und beschimpft. Davon haben ein Drittel physische Gewalt erlebt. Betroffen seien vor allem junge Menschen unter 22 Jahren. Solche Übergriffe können dazu führen, dass sich LGBTQ-Menschen nicht mehr sichtbar als queere Person auf die Strasse trauen.
Es ist an der Zeit, politisch zu handeln
«Die LGBT-Dachverbände setzen sich für einen nationalen Aktionsplan gegen «Hate Crime» ein, der die Erfassung sowie adäquate Sensibilisierungs- und Präventionsmassnahmen einschliesst. Das Problem ist evident – doch politisch geht es aktuell nicht vorwärts», sagt Widmer.
Für Roman Heggli, Geschäftsführer von Pink Cross, ist klar, dass LGBTQ-Feindlichkeit nach wie vor weit verbreitet ist. «Für uns ist klar, dass die Politik nun endlich handeln muss und Präventionsmassnahmen ergreifen muss, damit solche Verbrechen gar nicht erst stattfinden», sagt er gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).
Voraussichtlich in der Sommersession wird ein Vorstoss behandelt, der einen nationalen Aktionsplan gegen Hassverbrechen fordert. Unter anderem soll Betroffenen von «Hate Crime»-Übergriffen der Zugang zur Opferhilfe erleichtert werden. Bereits seit Jahren fordern Schwulen- und Lesbenverbände, dass Hass-Übergriffe schweizweit polizeilich erfasst werden. Bisher ist dies nur im Kanton Freiburg sowie bei der Stadtpolizei Zürich der Fall. Dort wurden im letzten Jahr 25 Fälle von «Hate Crime» erfasst.
(joe)