So absurd es für manchen klingen mag, so schlüssig ist es für Tom Frei aus Safenwil. Er ist fest davon überzeugt, das Geister hier unter uns weilen. «Alles ist Energie, auch wir Menschen. Energie geht nicht einfach weg, wenn wir sterben», sagt er. «Dafür brauche ich nicht die Wissenschaft. Diese wird aber auch diesen Bereich irgendwann anerkennen. Ich spüre die Anwesenheit der Geister und kann mit ihnen kommunizieren.» Er sagt, als vierjähriger Bub sei er zum ersten Mal mit Naturgeistern in Berührung gekommen, danach mit Verstorbenen, die den Kontakt zu ihm gesucht hätten und ihm Informationen gaben, die er weitergeben sollte.
Anfeindungen und Skepsis
Im August vergangenen Jahres haben er und seine Partnerin Anita Voser den Verein «Ghosthunters Schweiz» gegründet. Dies vor allem auch deswegen, um eine Anlaufstelle zu bieten, die Gleichgesinnte zusammenbringt. Dieser Verein bietet nun im FM1-Land eine Ausbildung für Geisterjäger an, wie 20min.ch berichtet (siehe unten).
«Als ich vor zwei Jahren mit meinen Erlebnissen an die Öffentlichkeit ging, gab es einen regelrechten Shitstorm. Einige reagierten heftig. Ich dachte, anderen geht es bestimmt auch so und wollte eine Anlaufstelle bieten», sagt Frei. So könnten die Vereinsmitglieder sich austauschen, ohne ausgelacht zu werden. Er sagt, jene, die ihn offen anfeindeten seien jene, die Hollywood-Filme als Beispiel nehmen würden uns sich nicht mit der Thematik beschäftigt hätten.
Natürliche Erklärung
Georg Otto Schmid ist Religionsexperte und hat oft mit Menschen zu tun, die denken, bei ihnen könnte es spuken. «Meist kommen unzufriedene Klienten von Ghosthuntern zu mir, da das Verfahren nichts gebracht hat», sagt Schmid. Er hört auch oft Spukgeschichten.
«Doch immer wenn ich dann in das besagte Haus komme, in dem es spuken soll, gibt es für die Phänomene wie wackelnde Gegenstände, eine natürliche Erklärung», sagt Schmid. Er sagt, wenn jemand sagt, es spuke bei ihm, so habe diese Person meist ein Problem.
«Wenn es bei mir in der Wohnung spukt, kann das heissen, ich fühle mich dort unwohl und sollte eventuell umziehen. Deswegen hat man dann das Gefühl, es spukt», sagt Schmid. Das eigene Problem werde zu einem Geist umgewandelt. Deswegen solle das «irdische» Problem angegangen werden und nicht in Spukgeschichten umgewandelt werden. Ein Ritual, wie das Ausräuchern der Wohnung, könne durchaus helfen, wenn man das Bedürfnis danach habe.
«Rituale lassen gewisse Menschen besser schlafen. Holt man einen Ghosthunter, ist das reale Problem womöglich für kurze Zeit verschwunden, kommt aber wieder. Es gab schon solche, die sich über fünf Ghosthunter holten, bevor sie sich um das menschliche Problem, welches sie hatten, gekümmert haben», sagt Schmid. Er rät jedem, der meint es spuke, zuerst mit einem Psychotherapeuten zu sprechen. Wenn das nichts helfe, könne man immer noch etwas anderes probieren.
Kompromiss mit dem Geist
Auch wenn Frei angeblich die Fähigkeit hat, Geister wahrzunehmen, so ist Frei immer mit Kameras und Diktiergerät vor Ort, um alles aufzuzeichnen. «Somit kann ich beweisen, dass etwas da ist. Fotoprofis und Tontechniker können im Nachhinein aufzeigen, dass die Aufnahmen nicht gefälscht sind», meint Frei. Die Gerätschaften haben Namen, die man nur aus Science Fiction Filmen kennt. REM-Pod (Paranormal Research Instrument) oder die Spirit Box.
«Der REM-Pod baut ein Magnetfeld auf. Wenn dieses gestört wird, wissen wir, dass eine andere Energie anwesend ist», sagt Frei. Werden die Ghosthunter Schweiz gerufen gehen sie immer gleich vor. Nach Abklärungen am Telefon gehen sie mit den Gerätschaften und der Kamera in das entsprechende Haus, versuchen den Geist aufzuspüren und führen das Clearing - ein Ablöseritual für den Geist - durch, damit er ins Licht hinüber könne, wie Frei sagt. Mit manchen müsse er Kompromisse schliessen, andere würden den Ort, an dem sie spukten, verlassen. Oftmals handle es sich um verstorbene Verwandte, sagt Frei, die nicht loslassen können. «Manche sind Egoisten, andere können sich einfach nicht lösen», sagt Frei.
Physikalisch keine Bedeutung
Die Magnetfelder sind für Religionsexperte Georg Otto Schmid aber gut zu erklären und haben für ihn nicht mit der Anwesenheit von Verstorbenen zu tun. «Befreundete Physiker sagen, dass man Magnetfelder so gut wie überall findet, wenn man möchte. Wenn ich die Ghosthunter Geschichte von den Magnetfeldern, die sich verändern, mit den Physikern diskutiere, dann lachen sie nur. Aus physikalischer Sicht hat das keinerlei Bedeutung», sagt Schmid.
Die Menschen hätten Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen, an solche Phänomene und Spukgeschichten zu glauben. «Damals kam die Vorstellung auf, die Verstorbenen würden unter uns weilen», sagt Schmid. Seither nehme diese Überzeugung in Wellen ab und wieder zu. «Derzeit befinden wir uns wieder in einer solchen Phase, in der Menschen daran glauben, Geister würden unter uns weilen.»
Ghosthunter Ausbildung
Ob man nun daran glaubt oder nicht: Der Verein Ghosthunters Schweiz führt im Mai erstmals eine Schulung in der Schweiz durch. Wer also Geisterjäger werden möchte, kann dies im Hotel Val Senestra im Unterengadin versuchen. Dieses Hotel wird auch das Spukhotel genannt, da dort ein Geist hausen soll.
«Die Teilnehmenden lernen, wie sie Gespräche mit Klienten führen, erhalten Informationen zu Erster Hilfe sowie Wissen zur Schlafparalyse. Es gibt viele Phänomene, die dem Paranormalen zugeordnet werden, jedoch nichts damit zu tun haben und normal erklärbar sind», sagt Frei. Nach dem Aufspüren von Geistern gehe es um die Kommunikation mit ihnen. Das müsse mit viel Respekt geschehen. «Die Kursteilnehmer lernen auch, wie sie ein Clearing durchführen können und was sie bei einer Besessenheit tun können», sagt Frei. Denn, so ist Frei überzeugt, Geister können sich an Lebende haften.