Avenir Suisse fordert Vortritt für neue Technologien
«Aus ökonomischer und ökologischer Sicht ergibt es beim heutigen Stand der Technik wenig Sinn, weltweit alle Verbrennungsmotoren durch Elektromotoren ersetzen zu wollen.» So heisst es in der Avenir Suisse Publikation «Nachhaltige Antriebskonzepte», die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Lösung seien neben Elektro- und Hybridfahrzeugen auch Autos mit Brennstoffzellen und Verbrennungsmotoren. Letztere seien klimaneutral, wenn sie mit synthetischem Benzin, Diesel oder Gas angetrieben werden.
Der Vorteil von synthetischen Treibstoffen sei, dass sie ohne eine Umstellung von Normen, Handelsmechanismen, Tankstellen und Fahrzeugen eingesetzt werden könnten. Bei steigender Verfügbarkeit könnten diese schrittweise den fossilen Treibstoffen beigemischt werden. «Wasserstoff und synthetische Treibstoffe sind insbesondere im Langstrecken- und Lastbetrieb eine notwendige Ergänzung der Elektromobilität», schreibt Christian Bach von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in der Avenir-Suisse-Publikation. Diese seien hinsichtlich der CO2-Emissionen auch überdurchschnittlich relevant.
Kosten 2050 noch vier mal so hoch
Ein Hindernis ist jedoch, dass erneuerbare synthetische Treibstoffe, sogenannte Syn-Fuels, deutlich teurer sind als fossile. Aktuell seien die Kosten acht mal, bis 2050 wären sie laut Bach noch vier mal höher als bei fossilen Treibstoffen. Damit die Entwicklung trotzdem möglich sei, brauche es Massnahmen, beispielsweise die Anrechenbarkeit im Rahmen der Fahrzeugzulassung. Importeure oder Fahrzeughersteller müssten so geringere Sanktionen leisten, wenn sie synthetische Treibstoffe in den Markt bringen. Als zweite Massnahme schlägt Bach vor, fossile Treibstoffe zu verteuern, um synthetische über eine Umlage zu verbilligen.
Nicht vollständig überzeugt von der Idee ist Morten Hannesbo. Er ist Importchef beim Autoimporteur Amag und Vize-Präsident des Verbands Auto-Schweiz. Im Interview mit Avenir Suisse sagt er, synthetische Treibstoffe seien interessant, insbesondere wenn man diese in Weltregionen herstellen könnte, «wo es Wind- oder Sonnenenergie beinahe ‹gratis› gibt». In kurzer Zeit könne man aber nicht genug davon produzieren, man spreche da von einer Perspektive von 30 bis 40 Jahren. «Der viel schnellere und günstigere Weg ist die Umstellung auf Elektrofahrzeuge, trotz Investitionen in eine neue Infrastruktur», so Hannesbo. Für ihn bleibe die Elektromobilität der Schlüssel zum Erfolg.
(agl)