Ernteausfälle

Bio-Winzer kämpfen gegen Pilzkrankheiten

· Online seit 31.07.2021, 16:07 Uhr
Bio-Weinbauern müssen sich gerade vermehrt mit Pilzbefall bei ihren Reben herumschlagen. Weil es in den letzten Wochen so viel geregnet hat, konnten sich Krankheiten wie der falsche Mehltau besser ausbreiten. Viele Winzer sind betroffen, doch es gibt Ausnahmen.
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Im Normalfall freuen sich Pflanzen und Landwirte über den Regen. Doch bei Unwettern, wie wir sie in den vergangenen Wochen hatten, sehen sich Bäuerinnen mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Felder wurden überschwemmt und Ernten verhagelt. Doch das viele Wasser und die Feuchtigkeit bergen noch ganz andere Gefahren für Pflanzen.

Bio-Winzer sind stärker betroffen

«Wenn die Feuchtigkeit hoch ist, können sich Pilze besser entwickeln. Regnet es also viel, so muss man beim Pflanzenschutz besonders aufmerksam sein», sagt Jan Luzi, ein Bio-Winzer aus Jenins im Bündnerland. Das sich Weinbäuerinnen und Weinbauern mit Krankheiten herumschlagen müssen, ist nichts Neues.

Das gilt besonders beim biologischen Anbau, da mit anderen Pflanzenschutzmitteln gearbeitet wird. «Die Mittel, die ich beim biologischen Anbau verwende, werden lediglich auf die Pflanze aufgetragen, das heisst, der Schutz befindet sich nur an der Oberfläche. Durch den Regen wird dieser Schutz aber jeweils wieder abgewaschen und ich muss wieder neues Mittel auftragen», so Luzi. Bei solch starken Regenfällen, wie sie in den letzten Wochen vorkamen, muss der Winzer manchmal sogar die Dosis erhöhen.

Ein altbekannter Feind

Beim Pilz handelt es sich um den falschen Mehltau – eine unter Winzerinnen und Winzern bekannte Krankheit. Der Pilz kommt zwar auch sonst sehr häufig vor, doch zurzeit ist er deutlich stärker verbreitet als gewöhnlich. «Interessant ist dabei, dass jeweils nur gewisse Stellen betroffen sind. Ich habe zum Teil Parzellen, in denen etwa 30 Prozent der Reben befallen sind. Andere dafür sind kaum oder gar nicht betroffen. Das geht auch den anderen Bio-Winzern in unserer Region so.»

Ärgerliche Lage, aber nicht wegen Ernteausfällen

Das klingt im ersten Moment dramatisch, schlimm ist die Situation für Jan Luzi aber nicht. «Ob der Ertrag kleiner ausfallen wird, kann ich noch nicht sagen. Abgerechnet wird erst nach der Ernte. Wenn nichts mehr passiert, sollte ich aber eine normale Ernte einfahren», sagt der Bündner, betont dabei aber auch, dass es noch etwas Zeit braucht und eine Einschätzung momentan schwierig ist.

Kleineren Ertragsausfälle kann der Bio-Winzer kompensieren. Ihn ärgert an der aktuellen Situation etwas anderes: «Als Bio-Winzer ist es mein Ziel, so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich einzusetzen. Bei solch nassen Wetterverhältnissen ist das aber schlicht nicht machbar.» Die Bio-Vorgaben von Demeter könne er zwar einhalten, doch er brauche jetzt mehr, als in vergangenen Jahren.

Kleineres Angebot

Jan Luzi rechnet nicht mit viel Ernteausfall. Andere Winzer hat es härter getroffen. Der Bio-Weinhändler Delinat rechnet beispielsweise damit, dass das Angebot an Bio-Weinen aufgrund der Ernteausfälle kleiner wird. «Es ist davon auszugehen, dass der Krankheitsdruck insbesondere bei den traditionellen Traubensorten in diesem Jahr massiv sein wird. Daher muss in der Schweiz mit weniger Erträgen gerechnet werden. Da es in einigen Gebieten, wie etwa der Ostschweiz, auch noch Hagelschäden gab, dürfte sowohl die Bio- wie auch die konventionelle Produktion davon betroffen sein», sagt Michel Fink, Leiter Marketing und Verkauf bei Delinat.

Ob sich das auch auf den Preis der Weine auswirken wird, ist laut Fink schwierig zu beurteilen. Delinat geht aktuell aber nicht davon aus, dass die Preise steigen werden.

Nur alle zehn bis 15 Jahre

Die Lage ist aussergewöhnlich. «Ein Jahr mit so viel und intensivem Regen im Sommer, das kommt nur etwa alle zehn bis 15 Jahre vor», sagt Lucius Tamm vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau gegenüber SRF. Seiner Meinung nach ist der viele Regen auch für herkömmliche Weinbauern eine Herausforderung, denn vom Pilzbefall sind sie nicht ausgenommen. Der Unterschied ist allerdings, dass diese eine viel grössere Auswahl an Pflanzenschutzmitteln zur Verfügung haben. Darunter sind auch Mittel, die in die Pflanzen eindringen und nicht nur auf der Oberfläche haften, wodurch seltener gespritzt werden muss.

Kaum kranke Reben trotz weniger Pflanzenschutz

Der viele Regen und die Feuchtigkeit sind nicht für alle Rebsorten ein Problem. Die pilzwiderstandsfähigen Sorten, sogenannte PIWI-Reben, kommen mit den aktuellen Verhältnissen deutlich besser zurecht. «Wenn es so lange feucht ist, bleiben auch wir nicht komplett verschont. Doch wir haben sicher deutlich weniger Probleme mit Pilzbefall als andere. Der Anteil an befallenen Pflanzen ist bei uns nicht der Rede wert», sagt Fabia Knechtle Glogger, eine PIWI-Winzerin aus Thal.

PIWI-Weine werden aus besonders widerstandsfähigen Reben hergestellt. Sie benötigen kaum Pflanzenschutzmittel und sind daher besonders umweltfreundlich. «Die PIWI-Reben haben bei solch nassen Verhältnissen einen extremen Vorteil gegenüber den traditionellen Sorten. Andere Bauern konnten mit ihren Maschinen kaum noch zum Spritzen durch die Rebberge fahren, weil der Boden so aufgeweicht war. Da wir nicht so oft Pflanzenschutzmittel auftragen müssen, hatten wir auch dieses Problem nicht», so Knechtle Glogger.

veröffentlicht: 31. Juli 2021 16:07
aktualisiert: 31. Juli 2021 16:07
Quelle: FM1Today

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