«Die aktuellen Massnahmen reichen bei weitem nicht»
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«Die Schweiz hat alle Länder um uns herum überholt, was die Fallzahlen pro 100'000 Einwohner angeht», sagt Stefan Kuster, Leiter übertragbare Krankheiten beim BAG. Im Vergleich zu Deutschland lägen die Zahlen der Schweiz fünfmal höher. Dies könne an den vergleichsweise lockeren Massnahmen über den Sommer liegen.
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Contact-Tracing hat Grenzen erreicht
Rudolf Hauri, Vertreter der Kantonsärzte, machte deutlich, dass das Contact Tracing mit den hohen Fallzahlen an die Grenzen kommt. «Das System hat quasi einen Getriebeschaden», so Hauri. Positiv Getestete sollen daher ihre nahen Kontakte selbst informieren. Häufig sei es nicht mehr möglich, den Ursprung eines Falles zu ermitteln. Ein Drittel der Infizierten ist derzeit älter als 50 Jahre. Zudem trifft das Coronavirus immer mehr auch andere stark gefährdete Personengruppen.
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Hospitalisierungen und Todesfälle verdoppeln sich jede Woche
Dies Auswirkung dieser Verschiebung der Ansteckungen macht Martin Ackermann, Präsident National Covid-19 Science Task Force, deutlich. «Wir haben festgestellt, dass sich auch die Hospitalisierungen jede Woche verdoppeln. Ebenso verdoppeln sich wöchentlich die Einweisungen in die Intensivstation sowie die Anzahl der Todesopfer.» In zwei bis drei Wochen könnte das Gesundheitssystem bei dieser Entwicklung überlastet sein. «Wir gehen davon aus, dass die Kapazitätsobergrenze von Intensivplätzen zwischen dem 5. und 18. November erreicht sein wird, wenn sich an der aktuellen Situation nichts ändert.»
Die Reproduktionsrate beträgt momentan 1.6 (zehn Infizierte stecken 16 Personen an). Damit die Zahl wieder unter 1 sinkt, soll die Hälfte der Kontakte vermieden werden. «Wir müssen unsere Kontakte auf ein Minimum reduzieren», so Ackermann. Er empfiehlt Homeoffice, wo immer es möglich sei. «Die aktuellen Massnahmen genügen bei weitem nicht.» Ackermann sieht das Festhalten an Grossveranstaltungen als problematisch an.
19 Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt
Zuletzt ergriff Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den koordinierten Sanitätsdienst (KSD), das Wort. Die Schweiz verfüge über 22'000 normale Betten in Akutspitälern – 710 werden von Coronapatienten belegt. Deutlich schärfer ist die Situation bei den Intensivbetten: Von den 1'174 Betten seien 732 belegt, 144 davon mit Corona-Patienten. «Das sind etwa 19 Prozent», so Stettbacher. «Bei der Bettenkapazitäten werden immer nur die Betten gerechnet, die auch betreut werden können», erklärt Andreas Stettbacher.
Tourismus wird sich erst «im Jahr 2024» erholen
Der Schweizer Tourismus ist mit einem historischen schlechten Jahr konfrontiert. Die Umsatzrückgänge und Rückgänge bei den Übernachtungen seien eklatant, wie Erik Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung SECO, erklärt. Mit einer Erholung rechnet man erst in zwei, drei Jahren. Besonders leide die Hotellerie in den Städten.
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