Unfälle

E-Bike-Fahrende sollen künftig Prüfung und Kurse absolvieren

· Online seit 12.11.2023, 09:01 Uhr
Der Hype um die elektrischen Velos reisst nicht ab. Die Kehrseite des Fahrspasses sind die vielen Unfälle. Innerhalb von fünf Jahren haben sich die Crashs fast verdoppelt. Besonders gefährdet sind ältere Menschen. Aus diesem Grund sollen Kurse und Prüfungen obligatorisch werden.
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Mit einem E-Bike kommt man ohne grosse Anstrengung schnell von A nach B. Auch Hügel stellen kein grosses Hindernis dar und man macht etwas für die Umwelt, wenn man aufs Auto verzichtet. Mit der Unabhängigkeit fährt aber auch die Gefahr mit. In den letzten fünf Jahren haben sich Unfälle mit E-Bikes fast verdoppelt.

Über 2000 Unfälle mit E-Bikes

Waren es 2018 noch 1160 Menschen, die mit einem E-Bike verunfallten, waren es im vergangenen Jahr 2267. Ebenfalls zugenommen hat die Schwere der Unfälle. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung kommt zum Schluss, dass es mit E-Bikes zu doppelt so vielen schweren und sogar tödlichen Unfällen kommt, wie mit herkömmlichen Velos.

Zur Vermeidung schwerer Unfälle prüft das Astra (Bundesamt für Strassen), ob künftig Fahrkurse oder eine Prüfung obligatorisch sein sollen. Das Amt lässt aktuell einen Katalog «zur notwendigen Fahreignung, Fahrkompetenz und Fahrfähigkeit» erstellen, wie die «Sonntagszeitung» (Bezahlartikel) schreibt. Dieser soll ausserdem nach Alterskategorien differenziert werden. Wie das Amt schreibt, will man damit die Sicherheit der E-Bike-Fahrenden verbessern.

Helmpflicht und gelbe Nummernschilder

Unter den Bikes wird bereits heute unterschieden zwischen schnellen und langsameren Modellen. Bei den schnelleren Velos, die bis zu 45km/h schnell sind, gilt eine Helmpflicht und es muss eine gelbe Nummer montiert werden. Bei den langsameren, die bis zu 25km/h schnell sind, muss man lediglich das Mindestalter von 14 Jahren erreicht haben.

Ganze 220'000 Bikes wurden im Jahr 2022 verkauft. Vor zehn Jahren waren es noch rund 57'000 Stück. Ein neuer Höchststand zeichnet sich auch bei den schweren und sogar tödlichen Unfällen ab. Ganze 560 Personen verletzten sich im letzten Jahr schwer bei einem Unfall mit einem E-Bike. Davon endeten 23 Unfälle tödlich.

Altersbedingte Fahrtests schränken Seniorinnen und Senioren ein

Gefährdet sind insbesondere ältere Personen. «Für Seniorinnen und Senioren ist das Risiko viermal so hoch, bei einem Velounfall zu sterben», sagt Karin Huwiler der BFU zur «Sonntagszeitung». Trotz dieser erschreckenden Quote ist Huwiler gegen eine zu starke Einschränkung älterer Personen.

Das Velofahren mit Elektromotor ermögliche den Seniorinnen und Senioren länger mobil zu bleiben. Auch Tests zur Fahrtauglichkeit stossen bei ihr nicht auf Wohlwollen. Zum einen sei die Wirksamkeit solcher Tests, wie sie beim Autofahren bereits angewandt werden, nicht nachgewiesen und für die schnellen E-Bikes sei ein solcher Test sowieso bereits Pflicht. Ältere Personen seien meist mit der langsameren Variante unterwegs.

Obligatorische Kurse für Ü65

Freiwillige Fahrkurse jedoch befürwortet Huwiler. So könnten Fahrtechnik und verschiedene Manöver geübt werden und es könne ein Bewusstsein für gefährliche Situationen geschaffen werden, ist Huwiler überzeugt.

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Die Fachleiterin Radsport bei Pro Senectute, Beatrice Steinegger, würde sogar noch einen Schritt weitergehen. Für Menschen über 65 sollte ein Kurs obligatorisch sein, meint sie. Sonst würden sich genau die Personen vor einem Kurs drücken, die ihn eigentlich am nötigsten hätten.

Abgekürzter Töffkurs 

Aus ihrer Sicht ist auch entscheidend, wie oft sich jemand mit dem Velo fortbewegt und wie gut man die Verkehrsregeln kennt. All das trage zur Sicherheit im Sattel bei, so Steinegger. Zwar würden Rentnerinnen und Rentner öfters verunfallen als Junge, aber auch in den tieferen Alterskategorien häufen sich Unfälle.

Deshalb brauche es einen obligatorischen Kurs für alle E-Bike-Fahrenden, findet auch Willi Wismer von der Organisation Roadcross. Ein solcher Kurs könnte ähnlich aussehen wie ein Töffkurs für die Kategorie A1. Zwölf Stunden Kurs, wie bei Motorrädern von 50 bis 125 Kubikmeter wäre zwar etwas viel, aber vier Stunden wären wohl optimal, meint Wismer.

In einem solchen Kurs wird vor allem die Handhabung des Bikes geübt. Darunter fallen auf- und absteigen, bremsen und auch das Kurvenfahren. Ob auch Töfffahrerinnen und Töfffahrer einen solchen Kurs belegen müssten und wer das Vorhandensein eines Kurses überprüft, ist noch nicht definiert.

(roa)

veröffentlicht: 12. November 2023 09:01
aktualisiert: 12. November 2023 09:01
Quelle: ZüriToday

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