Krankenversicherung

Finma: Rechnungen bei Krankenzusatzversicherung sind zu hoch oder intransparent

17.12.2020, 14:01 Uhr
· Online seit 17.12.2020, 14:01 Uhr
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht kritisiert in deutlichen Tönen die Abrechnungspraxis in der Krankenzusatzversicherung. Sie geht von einem «signifikanten Betrag» zulasten der Prämienzahlern aus
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(dpo) Das Fazit der Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zu seiner Analyse der Spitalzusatzversicherungen fällt unmissverständlich aus: Viele Verträge zwischen den Zusatzversicherern und Leistungserbringern, also den Ärzten und Spitälern, sorgen nicht für die nötige Kostentransparenz. Dies ergab eine Untersuchung, wie die Finma am Donnerstag mitteilt. Dazu hat die Finanzmarktaufsicht Versicherer kontrolliert, die mehr als die Hälfte des Prämienvolumens für private und halbprivate Spitalversicherungen abdecken.

Folgendes hat die Finma konkret festgestellt: Arzt- und Spitalrechnungen seien zum Teil «unbegründet hoch» oder scheinen «ungerechtfertigt». So sei in vielen Abrechnungen «nicht ersichtlich», welche Mehrleistungen verrechnet werden, heisst es. Dadurch käme es oft zu doppelten Verrechnungen.

40 Ärzte machten Kosten für einen Patienten geltend

Zudem stellten bei Produkten mit freier Arztwahl nicht nur der behandelnden Arzt Honorare in Rechnung, sondern auch weitere Mediziner. Der Finma sind gemäss eigenen Angaben Fälle begegnet, in denen rund 40 Ärzte Honorare über die Zusatzversicherung bei einem Patienten geltend gemacht hätten, ohne dies näher zu begründen.

Ein weiteres Problem: Für identische Behandlungen werden gemäss der Finma je nach Spital und Arzt unterschiedliche Zusatzkosten verrechnet. Bei Operationen für Hüftprothesen seien zum Beispiel zwischen 1500 und 25'000 Franken zusätzlich in Rechnung gestellt worden. Ähnlich sehe es bei den Kosten für Hotellerie aus. Auch hier ist oft nicht klar, welche Mehrleistung den Preisunterschied rechtfertigt, schreibt die Finma.

Finma spricht von «Missständen»

Darüber hinaus wird kritisiert, dass die Patienten oft keine Rechnungskopie des Arztes oder Spitals erhielten. Und falls doch, sei diese nur «schwer verständlich», so die Finma. Dadurch sei die Transparenz «nicht genügend gewährleistet.» Wie viele Leistungen zu viel verrechnet worden seien, könne die Finanzmarktaufsicht nicht beziffern. Sie geht aber von einem «signifikanten Betrag» zulasten der Prämienzahlern aus.

Die Finma spricht von «Missständen», und erwartet nun von den Versicherern ein «wirksameres Controlling». Zudem müssten die Versicherer dafür sorgen, dass die Leistungserbringer «transparente und nachvollziehbare» Abrechnungen erstellen.

veröffentlicht: 17. Dezember 2020 14:01
aktualisiert: 17. Dezember 2020 14:01
Quelle: CH Media

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