Forscher identifizieren 160 Subventionen, die schlecht für die Umwelt sind
Sie ist ein leises, zuweilen fast unsichtbares Phänomen: die Biodiversitätskrise. Ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz sind gefährdet und fast die Hälfte der Lebensraumtypen. Und das liegt auch an Geld, das der Staat so verteilt, dass es der Biodiversität schadet. Zu diesem Schluss kommt eine am Montag in Bern vorgestellte Studie der Akademie der Naturwissenschaften.
Die Forscherinnen und Forscher haben über 160 Subventionen eruiert, die der Biodiversität in der einen oder anderen Form schaden. Sie fliessen in verschiedene Politikfelder, zuvorderst an den Verkehr und die Landwirtschaft, aber auch in die Forstwirtschaft oder die Energieproduktion.
Ökologisch fragwürdig, ökonomisch ineffizient
Die Studie zählt zum Beispiel die Befreiung von Benzin und Diesel von der Co2-Abgabe auf. Oder die Zweckbindung der Mineralölsteuer für den Bau von Strassen. Auch die Förderung von Kleinwasserkraftwerken oder der Basisbeitrag in der Landwirtschaft schadet laut den Forschern der Biodiversität.
Gesamthaft fliessen jährlich Subventionen in Milliardenhöhe, welche der Umwelt schaden, wobei sie dies in unterschiedlichem Ausmass tun. Die Akademie der Naturwissenschaften kritisiert diese Finanzflüsse als nicht nur ökologisch fragwürdig, sondern auch ökonomisch ineffizient. Denn für die Schäden, welche Subventionen auslösen, fielen später neue Kosten an.
Irmi Seidl von der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft sagt, die Biodiversitätskrise könne entschärft werden, wenn nur Subventionen gewährt würden, wenn sie die ökologische Vielfalt «nachweisbar nicht beeinträchtigen». Deshalb, fordern die Forscher, sollen die schädigenden Subventionen abgeschafft oder umgestaltet werden. Zudem sollen neue Subventionen auf ihre Umweltverträglichkeit überprüft werden.