Schweizer Luftwaffe

Grösser, länger, weiter: Das kann die neue Aufklärungsdrohne

08.09.2022, 17:57 Uhr
· Online seit 08.09.2022, 17:30 Uhr
Seit Juni testet die Schweizer Armee auf dem Flugplatz Emmen neue Drohnen. Am Donnerstagmorgen wurde über den Fortschritt der Tests informiert. Armeevertreter waren voll des Lobes über die neuen Drohnen und betonten vor allem deren Vorteile.

Quelle: PilatusToday / David Migliazza

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Die ersten Tests fanden noch beim Hersteller in Israel statt. «In Israel waren wir mit einem Team vor Ort. Dort wurden die ersten Eckpunkte angeflogen», erklärt Tobias Burch, Projektleiter des Bundesamts für Rüstung Armasuisse. Seit Mitte Juni werden zwei der neuen Drohnen nun auf dem Flugplatz Emmen getestet.

Laut Armasuisse wurden inzwischen 35 Flugstunden mit der neuen Drohne absolviert. Diese Testphasen zu dokumentieren sind laut Tobias Burch mit einem grossen Aufwand verbunden. «Um einen Flug von wenigen Stunden auszuwerten und zu dokumentieren, benötigt man mehrere Stunden.»

Alte Drohnen haben ausgedient

Für die neuen Drohnen ist eine Nutzungsdauer von rund 20 Jahren vorgesehen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man sie auf Herz und Nieren prüft. Zudem sind die Testflüge nötig, um in der Schweiz überhaupt eine Zulassung für die Drohnen zu bekommen.

Dass die Schweiz neue Drohnen testet, liegt daran, dass die bisherigen überholt sind – vor allem was die Technik angeht. Das bisherige Aufklärungsdrohnensystem entsprach dem Technologiestand der 80er-Jahre.

Grösser, länger, weiter

Doch nicht nur technisch, sondern auch in der Dimension haben sich die neuen Drohnen verändert. Sie sind 9 Meter lang und haben eine Flügelspannweite von 17 Metern. Die alten Drohnen hingegen sind nur 4,5 Meter lang und haben eine Spannweite von fast 6 Metern. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass sich auch das Gewicht verändert: Während die alten Drohnen bis zu 275 Kilogramm schwer sind, wiegen die neuen mehr als 1,5 Tonnen.

Auch der Einsatzradius und die Flugdauer haben sich deutlich verbessert. Früher konnten die Drohnen bis zu 100 Kilometer von der Bodenkontrollstation entfernt und bis zu sechs Stunden in der Luft sein. Mittlerweile sind Distanzen von bis zu 250 Kilometern und Nonstop-Flüge von 24 Stunden möglich. Entsprechend haben die neuen Drohnen ihren Preis. Die sechs Exemplare kosten 298 Millionen Franken.

Tagsüber noch in Begleitung unterwegs

Momentan darf sie sich nur bei Nacht und im kontrollierten Luftraum unbegleitet bewegen, bei Tag und im unkontrollierten Luftraum muss noch ein Begleitflugzeug dabei sein. Ziel ist allerdings, dass sie nach den Tests ohne Begleitung unterwegs sind.

Die Drohne ist mit einem Kollisionswarnsystem ausgestattet. Es erkennt Objekte in der Luft, kann darauf reagieren und die Informationen an den Drohnenpiloten weiterleiten. So soll ein drohender Zusammenprall verhindert werden.

Einsatz beim Grenz- und Konferenzschutz

In erster Linie wurden die Drohnen für den Ernstfall beschafft, sagt Gion Walser, Kommando Operationen bei der Schweizer Armee. Mit ihnen könne man beispielsweise Räume und Infrastrukturen überwachen. «Wenn wir Informationen über den Gegner haben, können wir gezielt aufklären und falls nötig, Zielinformationen übermitteln.»

Im Alltag würden die Drohnen für Ausbildungszwecke eingesetzt. Auch können sie von zivilen Behörden verwendet werden, zum Beispiel bei der Grenzüberwachung oder beim Konferenzschutz.

Drohne sollte kaum hörbar sein

Was womöglich vor allem die Fluglärmgegner freuen dürfte: Die neue Drohne soll kaum Lärm verursachen. «Weil die Drohne höher als das Vorgängermodell fliegt, sollte man sie nicht hören können», verspricht Gion Walser von der Schweizer Armee. Die Drohnen bleiben gemäss Walser unbewaffnet. «Ausserdem ist auch kein Projekt vorgesehen, welches die Drohnen bewaffnen würde.»

Bis Ende Jahr werden von den sechs beschafften Drohnen zwei an die Luftwaffe übergeben. Die restlichen vier werden im kommenden Jahr geliefert.

(mja)

veröffentlicht: 8. September 2022 17:30
aktualisiert: 8. September 2022 17:57
Quelle: PilatusToday

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