Gut, aber nicht gut genug – so geht es den Schweizer Gewässern
Dank des Gewässerschutzes erhalten Gewässer mehr Raum, Abflüsse werden natürlicher, Lebensräume für Pflanzen und Tiere werden vernetzt und Verunreinigungen reduziert. Die Massnahmen der letzten Jahrzehnte zeigen laut dem Bundesamt für Umwelt lokal Wirkung.
Damit die biologische Vielfalt in den Gewässern jedoch nicht weiter abnimmt und die Gewässer widerstandsfähig werden gegenüber dem Klimawandel, seien jedoch weitere Massnahmen nötig. Das schreibt das Bundesamt für Umwelt in seiner am Dienstag veröffentlichten ersten gesamtschweizerischen Analyse über den Zustand der Gewässer.
Fast überall im Land kann man baden
Dank hohen Investitionen in die Siedlungsentwässerung und die Abwasserreinigung gelange demnach nur noch ein kleiner Teil der Verunreinigungen aus den Siedlungsgebieten in die Seen und Flüsse. Seit den 1980-er Jahren würde deshalb auch die Phosphorkonzentrationen in den Seen abnehmen und es könne praktisch überall gebadet werden.
Der Beverin hat als erster Fluss der Schweiz die Auszeichnung "Gewässerperle PLUS" erhalten👏🏆. Der 13.5 Kilometer lange Bachlauf ist weitgehend unberührt, wunderschön und Lebensraum für mach seltene Tierart.
— Engadin St. Moritz Tourismus AG (@EngadinStMoritz) July 1, 2021
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Aufgrund des Gewässerschutzgesetzes von 2011 werden Bäche, Flüsse und Seen revitalisiert. Sie würden also mehr Platz erhalten und Verbauungen würden entfernt. Die negativen Auswirkungen der Wasserkraftnutzung würden verringert, indem künstliche Abflussschwankungen gemildert und Kraftwerksbarrieren mit Fischwanderhilfen ausgestattet werden.
Flüsse, Bäche und Seen seien für die Erhaltung der Biodiversität zentral. Es brauche daher weitere Anstrengungen, um das ganze Gewässersystem wieder naturnah zu gestalten, heisst es in dem Bericht.
Zu viele Pestizide aus der Landwirtschaft
Vielerorts erfüllt die Wasserqualität die gesetzlichen Mindestanforderungen nicht. Vor allem Pestizide aus der Landwirtschaft beeinträchtigen Bäche und Flüsse im Mittelland. Das Grundwasser sei verbreitet mit Nitrat und Abbauprodukten von Pestiziden belastet. Deshalb könne es mancherorts nur eingeschränkt als Trinkwasser genutzt werden. Mit dem Bundesgesetz von 2021 über die Verminderung der Risiken durch den Pestizideinsatz soll die Belastung des Trinkwassers bis 2027 halbiert werden.
Einige Seen enthalten weiterhin zu viel Phosphor.
Einige Seen und Fliessgewässer enthalten ausserdem weiterhin zu viel Phosphor und Stickstoff. Als Folge davon ist der Sauerstoffgehalt in manchen Seen deutlich zu tief, sodass Fische und Pflanzen eingehen. Über die Flüsse geraten zudem zu grosse Mengen Stickstoff aus der Schweiz in die Meere. Das Parlament hat daher 2021 den Bund beauftragt, dafür zu sorgen, dass die Kläranlagen zukünftig noch mehr Stickstoff aus dem Abwasser entfernen.
Wassertemperaturen steigen zu schnell
Auch der Klimawandel hinterlässt seine Spuren. So ist etwa die Wassertemperatur im Rhein bei Basel seit den 1960-er Jahren um mehr als 2 Grad angestiegen. Dadurch werden kälteliebende Pflanzen und Tiere wie die Bachforelle seltener. Weniger anspruchsvolle und gebietsfremde Arten wie invasive Muscheln breiten sich dagegen stark aus.
Das verschärft die Situation in vielen Fliessgewässern und Seen im Mittelland. Sie bieten nur noch eingeschränkt Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. So sind über 50 Prozent aller Arten, die in und an Gewässern leben, gefährdet oder bereits ausgestorben.
(sda/baz)