In den Monaten April, Mai und Juni wurden insgesamt so viele Organe transplantiert wie noch in keinem vorherigen Quartal. Das überrascht auch Franz Immer, Direktor der Stiftung Swisstransplant.
Nach ihrem Tod stellten in diesen drei Monaten 59 Personen ihre Organe zum Transplantieren zur Verfügung. Ganze 172 Nieren, Lebern, Herzen und andere Organe wurden zwischen April und Juni gespendet. Die CH-Media-Radio-News haben mit Franz Immer gesprochen und gefragt, wie es zu diesem Anstieg hat kommen können.
Was sagen sie zu den Zahlen an Organspenden der letzten drei Monate?
Franz Immer: Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht. Den Grund zu eruieren, wie es dazu kam, ist allerdings relativ schwierig. In den Monaten April, Mai und Juni gab es tatsächlich sehr viel verstorbene Menschen, die als Spender eingetragen waren. So konnten zahlreiche Empfänger auf der Warteliste erfolgreich transplantieren.
Gibt es demzufolge starke Schwankungen bei diesen Zahlen?
Das ist so. Man muss einen solchen Anstieg immer sehr sorgfältig interpretieren. Die Organspende ist selten. Dadurch können die Zahlen immer stark variieren.
Mit der Widerspruchslösung wird bald ein neues Gesetz eingeführt. Für sie sicherlich erfreulich, oder?
Das kann man so sagen. Die Ablehnungsrate der Angehörigen ist nach wie vor recht hoch und meistens leider auch ohne zu wissen, was im Sinne des oder der Verstorbenen gewesen wäre. Da hoffen wir mit dem neuen Gesetz, dass sich die Menschen, die ihre Organe nicht spenden wollen, eintragen lassen und so mehr Sicherheit über den letzten Willen haben und nicht mehr die Angehörigen entscheiden müssen, wenn die Frage dann im Raum steht.
Sie sprachen kürzlich von einem neuen Tool für Intensivstationen, das ebenfalls ein Indikator sein könnte. Inwiefern kann das hilfreich sein?
Auf jeder Intensivstation haben wir ausgebildete Personen, die spezialisiert auf Organ- und Gewebespenden sind. Diese stellen sicher, dass mögliche Spender erkannt und gemeldet werden. Via einem elektronischen Konsilium erhalten wir anonymisierte Unterlagen zur Sichtung.
Der medizinische Dienst beurteilt die Informationen und liefert den Intensivstationen dann eine schriftliche Antwort. Je länger, je mehr, gibt es keine Ausschlussgründe mehr für die Organspende. Auch das Alter spielt keine Rolle mehr. Aus diesem Grund ist dieses Tool sehr hilfreich für den ganzen Prozess.
Da die Organspende nicht ein Kernthema der Intensivmedizin ist, gestaltet sich dieses Werkzeug sehr hilfreich. Als Spezialisten auf diesem Gebiet können wir so beurteilen, wo heutzutage eine Spende möglich wäre, wo sie es früher vielleicht noch nicht war. Das können auch Krebspatientinnen- und Patienten sein oder Menschen in fortgeschrittenem Alter.
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