Ems-Chemie

Martullo-Blocher verbietet Mitarbeitenden das Wort «Krieg»

31.03.2022, 18:17 Uhr
· Online seit 31.03.2022, 15:41 Uhr
SVP-Nationalrätin und Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher untersagt ihren Angestellten, den Krieg in der Ukraine als solchen zu bezeichnen. Als Begründung gibt Martullo-Blocher den Schutz der eigenen Mitarbeitenden an.

Quelle: CH Regionalmedien AG / Matthias Steimer

Anzeige

Wie Recherchen der Wochenzeitung «WOZ» zeigen, hat Magdalena Martullo-Blocher, Chefin des Chemiekonzerns Ems und Nationalrätin der SVP, das Spitzenkader ihres Unternehmens dazu angehalten, auf das Wort «Krieg» zu verzichten. Stattdessen sollen die Mitarbeiter die Formulierung «Ukraine-Konflikt» verwenden.

Dies teilte sie in einer E-Mail mit dem Betreff «Auftrag: Ukraine-Konflikt» mit, die sie am 14. März versandte. «In Russland wird die Verwendung des Wortes ‹Krieg› im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland mit Gefängnis bestraft», schreibt sie und fügt an: «In der Ems-Gruppe wird intern und extern ab sofort und bis auf Weiteres von ‹Ukraine-Konflikt› gesprochen. Das Wort ‹Krieg› ist nicht zu verwenden.»

Russlandgeschäft 

Als Begründung für die Anordnung nennt Martullo-Blocher den Schutz der eigenen Mitarbeiter und des Geschäfts. Ems ist seit rund 20 Jahren in Russland tätig und beschäftigt dort nach eigenen Angaben 67 Mitarbeitende. So beliefert das Unternehmen zum Beispiel russische Automobilhersteller mit Unterbodenschützen.

Derzeit sei die Produktion, teilt Ems auf Anfrage mit, «komplett zusammengebrochen». Allerdings waren die Geschäfte in Russland – gemessen am Gesamtgeschäft – schon vor Ausbruch des Krieges von keiner grossen Bedeutung. Die beiden Standorte in Russland steuerten rund ein Prozent des Umsatzes bei, etwa 22 Millionen Franken.

Martullo-Blocher lehnt Sanktionen ab

Die Sanktionen gegen Russland lehnt die SVP-Politikerin wie ihre Partei ab und vertritt die Auffassung, dass die Schweiz neutral bleiben müsse. Diese Meinung äusserte sie in den vergangen Wochen in verschiedenen Medien, darunter «Tages-Anzeiger», «Südostschweiz» und «Gewerbezeitung».

Auf die Anfragen der «WOZ» hat Martullo-Blocher nicht reagiert. Eine Rückmeldung kam hingegen von ihrem Generalsekretär Marc Ehrensperger: «Unseres Wissens nach können Personen, welche von einem ‹Krieg› sprechen, in Russland politisch verfolgt werden. Darüber haben wir unsere Mitarbeiter informiert.»

veröffentlicht: 31. März 2022 15:41
aktualisiert: 31. März 2022 18:17
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige