Schweiz

«Nur die Farbe der Plakate zu wechseln ist viel zu abstrakt»: Virologin kritisiert Politik

16.10.2020, 07:30 Uhr
· Online seit 16.10.2020, 07:20 Uhr
Die Genfer Virologin Isabella Eckerle übt Kritik an Bund und Kantonen. Das Wachstum der Fallzahlen sei seit Wochen absehbar, dennoch sei nicht genug unternommen worden.
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(wap) «Nur die Farbe der Plakate auf Orange zu wechseln, ist viel zu abstrakt», sagt Isabella Eckerle vom Universitätsspital Genf in einem am Freitag publizierten Interview mit der «NZZ». Sie zeigt sich besorgt: «Ich glaube, dass die Spitäler wieder an die Kapazitätsgrenzen stossen werden. Denn dort spürt man die Auswirkungen erst mit Verzögerung.»

Auch was die Teststrategie und das Contact Tracing angeht, äussert Eckerle Bedenken: «Bald können wir vielleicht nicht mehr alle testen, die man testen sollte, und deshalb nicht mehr alle Infizierten finden», sagt sie. Und: «Auch das Contact-Tracing stösst an gewissen Orten an seine Grenzen. Das ist bedenklich.»

Home Office und Verzicht auf grosse Feiern

Sie habe kein Verständnis dafür, dass in den letzten Wochen von Kanton zu Kanton unterschiedliche Massnahmen getroffen worden seien und in der Schweiz immer noch über Masken diskutiert werde, anstatt eine Maskenpflicht einzuführen, sagt Eckerle im Interview. Denn: «Dass die Fallzahlen ansteigen, kann man schon seit einigen Wochen beobachten.» Die Entwicklung auf den Intensivstationen hinke dem erfahrungsgemäss einige Wochen hinterher.

Von der Politik fordert sie eine schnelle Zulassung von Schnelltests und eine Erhöhung der Kapazitäten beim Contact-Tracing im Hinblick auf die in einigen Wochen höheren Fallzahlen. Daneben gehe es um kleine Dinge im Alltag: «Es geht darum, alle vermeidbaren Kontakte zu reduzieren», sagt Eckerle: «Konkret heisst das: Home-Office, keine grossen Veranstaltungen, keine grossen Feiern im privaten Bereich.»

veröffentlicht: 16. Oktober 2020 07:20
aktualisiert: 16. Oktober 2020 07:30
Quelle: CH Media

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