«Velofahrer sollen zuerst die Regeln lernen»

· Online seit 08.05.2017, 16:19 Uhr
Pro Velo Thurgau fordert einen landesweiten Mindestabstand für das Überholen von Velofahrern . Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten.
Laurien Gschwend
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«Die Velofahrer sollen zuerst einmal die Verkehrsregeln lernen», kommentiert Pascal auf Facebook. Userin Sarah stimmt ihm zu: «Jawohl! Und vor allem die Velostreifen benützen, wenn es schon welche gibt für diese ‹Lenkstangengeiferis›.» «So ein Blödsinn» und «Es gibt schon genug Gesetze», schreiben Marco und Hannes.

«Sitzt bei denen der Helm zu fest am Kopf?»

Auch Yanick wünscht sich eher, dass die «Tubel» endlich einmal hintereinander fahren, als ein Gesetz einzuführen, das den Mindest-Überholabstand vorschreibt. Peter glaubt gar, dass die Initianten von Pro Velo Thurgau übergeschnappt sind: «Sitzt bei denen der Helm etwas zu fest am Kopf? Trägt bekanntlich zu Aussetzern bei!»

«Es lebe das Velo!»

Zahlreiche weitere Followerinnen und Follower stimmen den kritischen Stimmen zu. Es gibt aber auch einzelne, die hinter der Idee von Pro Velo Thurgau stehen. «Ihr müsst ja alle sehr schlechte Erfahrungen mit Velofahrern gemacht haben, dass ihr gleich alle in einen Topf werft», verteidigt Astrid den Antrag. Irene ist überzeugte Velofahrerin: «Es lebe das Velo! Würde manch einem gut tun, anstatt immer das Auto zu benützen.»

«Als Autofahrer ist man wehrlos»

Eddie Kessler, Vorstandsmitglied von Pro Velo Thurgau, kann die Kritik auf Social Media nicht verstehen. «Es sind sehr wenige Velofahrer, die nebeneinander fahren. Das sehe ich sehr, sehr selten.» Man habe als Velofahrer in der Schweiz - auch wenn man sich an die Regeln halte - aber ein grundsätzliches Problem. «Wenn ich mit dem Velo fahre, bin ich nicht geschützt. Ich bin darauf angewiesen, dass die Person mit dem stärkeren Fahrzeug Rücksicht auf mich nimmt.»

Gehe man nach Konstanz, werde man viel weiträumiger überholt als in der Schweiz. Auch in Frankreich, das könne kein Zufall sein. «Die Autofahrer in der Schweiz überholen einen nicht böswillig knapp, sondern es fehlt an einer gescheiten Gesetzgebung, Sensibilisierung und Ausbildung.» Es gebe keine mühsamere und einschüchternde Situation, als von einem Auto bedrängt zu werden. «Als Velofahrer ist man wehrlos.»

Kontrolle durch Polizist auf Velo

Es bringe allerdings nichts, ein Gesetz einzuführen, ohne dieses zu kontrollieren. «In den USA sind Polizisten auf Velos unterwegs. Sie haben Radargeräte dabei, mit denen sie den Abstand zum überholenden Auto messen können», nennt Kessler als Beispiel. Werde der Mindestabstand nicht eingehalten, ordne die Polizei eine freiwillige Nachausbildung an. «Lehnt die Person im Auto eine solche ab, fällt eine Busse an.» In anderen Ländern gebe es ähnliche, äusserst erfolgreiche Modelle.

(lag)


veröffentlicht: 8. Mai 2017 16:19
aktualisiert: 8. Mai 2017 16:19

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