Coronavirus

Was bedeutet eigentlich «Endemie»?

23.01.2022, 12:03 Uhr
· Online seit 23.01.2022, 06:10 Uhr
Seit einigen Tagen lesen und hören wir überall den Begriff «Endemie». Doch was heisst das eigentlich? Die St.Galler Kantonsärztin erklärt das Wort und sagt, wieso die endemische Phase nichts mit dem Wort Ende zu tun hat.
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«Jetzt kommt die Endemie» oder «Omikron bringt die Endemie», so steht es im Moment in vielen Medien. Was ist eigentlich so eine endemische Phase? Kleiner Spoiler: Endemie hat nichts mit dem Wort Ende zu tun und wir sind noch weit davon entfernt.

Das bedeutet das Wort Endemie

Im wörtlichen Sinn heisst Endemie nichts anderes wie «im Volk». Eine Krankheit ist in der Bevölkerung so verbreitet, dass man sich selbständig immer und immer wieder ansteckt. Dadurch wird das Virus zum Alltag und es bleibt nur eine geringe Gefahr.

Wir haben aktuell diverse Endemien

«Ein gutes Beispiel für eine Endemie ist Malaria. Die Krankheit tritt in Afrika immer wieder auf, aber ohne grosse Wellen», sagt die St.Galler Kantonsärztin Danuta Zemp. Malaria wird dort als heimisch bezeichnet und gehört zum festen Alltag der Menschen.

Laut der Kantonsärztin gibt es auch auf unserem Kontinent Beispiele für endemische Krankheiten: «Bei uns ist aktuell die Grippe endemisch.» Diese Krankheit mutierte Ende 1920 als Spanische Grippe mehrfach, bis sie an Gefährlichkeit verlor. Damals mussten etwa 90 Prozent der Bevölkerung infiziert sein, um eine endemische Phase zu ermöglichen.

Corona ist immer noch eine Pandemie und nicht endemisch

«Mit Corona sind wir definitiv noch nicht in einer endemischen Phase. Aber wir nähern uns dieser an», sagt die St.Galler Kantonsärztin. Das Coronavirus verursacht im Moment immer noch instabile Infektionszahlen und die Bevölkerung hat noch keinen genügenden Immunschutz. Dem stimmt auch Jahn Fehr Epidemiologe an der Universität Zürich zu. Er sagt im «TalkTäglich»: «Von einer Endemie zu sprechen, wäre definitiv verfrüht.»

Quelle: TalkTäglich

Zu welchem Preis wollen wir in die Endemie?

Aktuell infizieren sich wegen der Omikron-Variante so viele Menschen mit Corona wie noch nie. Gleichzeitig bleiben die Hospitalisationen verhältnismässig niedrig. «Wir hoffen, dass wir jetzt langsam in die endemische Phase kommen. Omikron kann da sicher helfen», sagt Danuta Zemp dazu.

Um in eine Endemie einzutreten, gibt es laut der Kantonsärztin zwei Varianten: «Das kann durch Durchseuchung oder Impfung passieren. Die Frage ist, zu welchem Preis man die Endemie erreichen will.» Denn je mehr Leute sich ohne Immunisierung anstecken, um so mehr sterben oder werden ein Leben lang beeinträchtigt.

Was kommt nach der Endemie?

Denken wir ein bisschen in die Zukunft. Sollten wir vielleicht noch dieses Jahr doch noch die Endemie erreichen, was dann? «Wir haben eine enorme Menschendichte auf der Welt und reisen unglaublich viel. So lange das so bleibt, werden immer wieder Pandemien entstehen», sagt die St.Galler Kantonsärztin Danuta Zemp. «Mit jeder Pandemie lernen wir als Gesellschaft dazu. Wir müssen einfach dieses Wissen bewahren und weitergeben.»

veröffentlicht: 23. Januar 2022 06:10
aktualisiert: 23. Januar 2022 12:03
Quelle: FM1Today

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