Schwere Gewalt steigt um 350 Prozent an

28.03.2018, 09:17 Uhr
· Online seit 27.03.2018, 20:20 Uhr
Die Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden publizieren meist unspektakuläre Polizeiberichte, schwere Gewalt gibt es nur ganz selten. Letztes Jahr verzeichnete Ausserrhoden aber gleich sechs versuchte Tötungsdelikte.
Fabienne Engbers
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Es war einer der grössten Fälle, welche die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden in den letzten Jahren bearbeitete. Nach einer Hasudurchsuchung schoss ein Mann in Rehetobel zwei Polizeibeamte an. Einer erlitt einen Herzsteckschuss, der andere wurde am Bein getroffen. Tagelang schwebte der schwer verletzte Beamte in Lebensgefahr, der Täter richtete sich selbst. Die beiden Polizisten sind mittlerweile wieder zurück im Dienst. Die Tat beschäftigt die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden heute noch, auch anhand der Statistik des letzten Jahres, welche heute erschienen ist.

Kein Vergleich zum Vorjahr

Gleich sechs versuchte Tötungsdelikte mit einer Schusswaffe gingen aus dem Fall Rehetobel hervor. Der Täter verschanzte sich in einem Versteck, nachdem er die beiden Polizisten angeschossen hatte. Von dort aus gab er weitere Schüsse ab. Die angewandte schwere Gewalt stieg in Appenzell Ausserrhoden daher um 350 Prozent von zwei auf insgesamt neun Fälle. Darunter fällt auch eine schwere Körperverletzung, die ebenfalls dem Fall Rehetobel anzugliedern ist. Weiter kommen zwei Vergewaltigungen dazu, wie bereits im Vorjahr. 2017 konnten beide Delikte aufgeklärt werden.

«In einem kleinen Kanton sieht man, dass ein einzelner Fall eine extrem grosse Auswirkung auf die Statistik haben kann», sagt Marcel Wehrlin, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden.

Ein Fall stellt Statistik auf den Kopf

Ähnlich verhält es sich auch in Appenzell Innerrhoden. Hier wurde - wie in den vergangenen Jahren - keine schwere Gewaltstraftat begangen. Die Zahlen schwanken jedoch von Jahr zu Jahr sehr stark. «Einzelne Fälle haben auch in Innerrhoden eine grosse Auswirkung auf die Statistik, da gesamthaft nur wenige Straftaten registriert werden», sagt Mediensprecher Roland Koster.

Im ganzen Kanton wurden 2017 insgesamt 461 Straftaten erfasst. Appenzell Ausserrhoden verzeichnete gesamthaft 1568 Straftaten. Im Vergleich: Im Kanton St.Gallen wurden 24'545 Straftaten erfasst. Bei einer so kleinen Zahl haben grössere Fälle mehr Gewicht. Im Vergleich zu 2016 hat die Anzahl der Straftaten in Innerrhoden um 23 Prozent abgenommen. Das liegt daran, dass 2016 ein einziger Fall 111 Delikte mit sich zog und so zu einem Ausschlag in der Statistik führte.

Betäubungsmittelverstösse verdoppelt

Dieses Jahr stellen die Delikte betreffend Betäubungsmittel die Statistik in Appenzell Innerrhoden auf den Kopf. Es gab doppelt so viele Delikte wie im Vorjahr, gesamthaft waren es 45. «Das liegt daran, dass durch Ermittlungen in einem Fall mehrere Konsumenten angezeigt wurde», sagt Roland Koster. In den anderen Deliktbereichen zeigt sich ein ähnliches Bild wie im Vorjahr.

Hohe Aufklärungsquoten

Sowohl in Appenzell Ausserrhoden als auch in Innerrhoden ist die Aufklärungsquote für die Verbrechen sehr hoch. Ausserrhoden weist eine Aufklärungsquote von 67,7 Prozent auf, mehr als zwei Drittel aller Straftaten werden aufgeklärt. Im Vorjahr lag die Quote bei 64,5 Prozent.

In Appenzell Innerrhoden liegt die Aufklärungsquote bei 65,3 Prozent, im Vorjahr lag sie bei 63,6 Prozent. Gesamthaft wurden 301 Straftaten geklärt. Damit sind die beiden Appenzeller Kantone schweizweit mit am sichersten. Zum Vergleich: Von den knapp 25'000 Straftaten im Kanton St.Gallen wurden 2017 rund 58 Prozent aufgeklärt.

veröffentlicht: 27. März 2018 20:20
aktualisiert: 28. März 2018 09:17
Quelle: enf

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