Peter Zeidler

«Einer sagte: Unglaublich, wie die schon wieder abgehen»

· Online seit 16.05.2020, 11:13 Uhr
Seit vergangenem Montag sind Mannschaftstrainings bei Profis erlaubt. Mit dem Training unter Auflagen wieder angefangen hat in der Super League bisher aber nur der FCSG. Im Interview erzählt Peter Zeidler, wie die erste Trainingswoche lief.
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Die Zahlen sprechen diese Saison für den FC St.Gallen. Platz eins in der Tabelle der Super League, 51 geschossene Tore (die meisten), der Kybunpark war mit 19'568 Zuschauern mehrfach ausverkauft.

Das war vor der Krise und der Einstellung des Spielbetriebs. Aber auch danach präsentiert sich der FC St.Gallen als würdevoller Vertreter seiner Zunft und beginnt als erster Verein der Super League mit dem Mannschaftstraining - und verzichtet damit auf die Kurzarbeitsentschädigung.

Peter Zeidler, seit dem 11. Mai trainieren der FCSG unter Auflagen wieder als Mannschaft - wie ist das so? 

Irgendwie widersprüchlich. Einerseits haben wir Schutzkonzepte, die wir einhalten müssen. Wir teilen uns zum Beispiel auf drei Garderoben auf, verzichten auf Mannschaftssitzungen und gemeinsame Essen. Im Kraftraum sind wir nur in kleinen Gruppen. Und auf dem Trainingsplatz spielen wir dann trotzdem elf gegen elf und kommen uns nahe.

Wirkt sich das auf das Training aus?

Nein, das ist ja das Gute am Fussball. Sobald die Jungs auf dem Platz stehen, ist alles drum herum vergessen. Das ist auch der Vorteil an unseren Spielern. Da überlegt sich keiner: Soll ich jetzt zum Kopfball gehen oder nicht? Die sind einfach drin im Spiel und es macht Spass, sie wieder Fussball spielen zu sehen.

Der Widersprüchlichkeit zum Trotz überwiegt also der Spass?

Na klar. Vor allem bei den Jungen. Ein routinierter Spieler hat sogar gesagt: Unglaublich, wie die Jungen jetzt schon wieder abgehen. Als hätten sie keinen Tag Pause gehabt.

Gibt es bei einigen vielleicht sogar eine Überkompensation?

Das zu steuern liegt an uns Trainern und kommt auch auf die Übungen an. Fussball ist ein Spiel, da leg ich wert drauf. Ich kann die Spieler nicht nur über Hütchen springen und Koordinationsübungen machen lassen. Aber wir sind auch nicht von 0 auf 100 eingestiegen. Ich denke, die Dosierung haben wir ganz gut hingekriegt. Ich bin zufrieden.

St.Gallen hat als erster Super League-Verein mit dem Training angefangen. Ist das ein Vorteil?

Nicht unbedingt. Weil wir die ersten sind, hatten wir diese Woche sehr viel Aufmerksamkeit. Jetzt ziehen andere nach und das wird sich ändern. Wir sehen das einfach als Vorbereitung. Vielleicht für den 20. Juni - das weiss man ja noch gar nicht. Aber auch falls die Saison mit der Abstimmung Ende Mai abgebrochen werden sollte, wäre unsere Arbeit jetzt nicht umsonst.

Vor allem, falls die Mannschaft zusammenbleibt. 

Falls die Meisterschaft in zwei Wochen wirklich zu Ende ist, wird das Thema «wer wechselt, wer kommt» trotzdem akut. Falls die Saison zu Ende gespielt wird, müssen wir uns einige Verträge mit Ablauf per Ende Juni nochmals anschauen und diese bis mindestens Saisonende Mitte August verlängern.

 Drückt diese Abstimmung Ende Mai - die ungewisse Zukunft - nicht auf die Stimmung?

Die Freude, dass wir wieder trainieren dürfen, Fussball spielen dürfen, hält auch noch zwei Wochen länger an. Die Situation ist ja für alle schwierig, nicht nur für uns, als FC St.Gallen. Die Frage, wie man damit umgeht, ist eine andere. Aber hier zitiere ich gerne meinen Spieler Lukas Görtler: Wenn ich mir in der Corona-Krise einen Verein aussuchen müsste, dann wäre das der FC St.Gallen. Ich denke, da sind wir schon sehr, sehr gut aufgehoben beim FC St.Gallen. Das zeigt auch die Sache mit den Dauerkarten.

Fast 5'000 Stück wurden für die neue Saison bereits verkauft.

Das ist schon etwas besonderes. Es ist einfach wichtig, dass es irgendwann mal weitergeht. Und zwar mit Zuschauern. Das ist beim Fussball überall so, aber speziell in St.Gallen. Die Hoffnung haben wir alle und ich glaube, sie ist auch berechtigt.

veröffentlicht: 16. Mai 2020 11:13
aktualisiert: 16. Mai 2020 11:13
Quelle: FM1Today

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