Quelle: TVO
Nach den Ausschreitungen in Luzern vom letzten Mai sind bei Spielen zwischen den Espen und den Leuchtenstädtern die Gästesektoren jeweils geschlossen. An der Anreise hindert dies die Fans aber nicht, wie die letzten Partien zwischen den beiden Teams zeigten.
So auch beim letzten Heimspiel der St.Galler gegen Luzern vom August. Gut 250 Luzerner Fans rotteten sich einfach neben dem Gästesektor zusammen, zündeten Pyros und sollen auch Heimfans im Sektor belästigt haben. Auch beim Spiel vom Montag haben sich die Luzerner bereits die Tickets neben dem Sektor gesichert. Für die Stadtpolizei St.Gallen ein absolutes No-Go. «Wenn der Sektor gesperrt ist, erwarten wir, dass die Fans gar nicht erst anreisen», sagt Dionys Widmer, Mediensprecher der Stadtpolizei St.Gallen, gegenüber FM1Today.
Luzerner Verhalten «nicht zufriedenstellend»
Die Stadtpolizei hat sich darum mit einem Schreiben an die Luzerner Fans gewandt. Darin heisst es: «Bei der Partie FCSG - FC Luzern vom 6. August war das Verhalten der Gastfans aus Luzern ausserhalb wie innerhalb des Stadions nicht zufriedenstellend.» Die Botschaft dahinter ist klar: Wir werden durchgreifen, wenn ihr euch nicht an die Regeln hält. Und die Regeln hat die Stadtpolizei St.Gallen gleich mitgeschickt.
So dürfen die Luzerner nicht in geschlossenen Gruppen von mehr als zehn Personen anreisen. Auch innerhalb und ausserhalb des Stadions dürfen sie sich nicht in Gruppen von mehr als zehn Personen zusammenschliessen. Zudem gibt es ein Megafon-, Choreo-, Banner- und Fahnenverbot im Stadion. Die Stadtpolizei behält sich zudem vor, ID-Kontrollen durchzuführen.
Massnahmen drohen
Doch warum informiert die Polizei die Fans im Voraus? Widmer sagt dazu: «So setzen wir auf den Dialog. Wir wollen transparent informieren, damit sich die Fans auch daran halten.» Das sei auch kein Novum, sondern sei schon länger gängige Praxis. Widmer sagt aber auch: «Sich an die Regeln zu halten, ist auch in ihrem Interesse, weil es sonst weiter Massnahmen mit sich zieht.» Welche Massnahmen konkret gemeint sind, darüber hält sich die Polizei noch bedeckt.
Widmer betont im Gespräch, dass die Sicherheit das oberste Gut sei. Die Polizei sei aber vor allem für die Sicherheit ausserhalb des Stadions zuständig. Man werde nicht Personen aus dem Stadion herauspicken. Im Stadion liegt die Zuständigkeit grundsätzlich beim Veranstalter, dem FCSG.
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Wenn es aber zu strafbarem Verhalten kommen sollte, dann liegt es wieder an der Polizei, die Ermittlungen aufzunehmen und die Übeltäter dingfest zu machen. Widmer betont hier aber, dass man nicht die Fans im Kollektiv bestrafen wolle: «Unser Ziel ist es, Einzelpersonen zur Rechenschaft zu ziehen.»
Dabei sei auch der Austausch mit den Luzerner Kollegen wichtig. Die Stadtpolizei St.Gallen hat sich bereits mit der Luzerner Polizei sowie dem FCL in Verbindung gesetzt. Die Einsatzplanung werde gemeinsam gemacht. Zudem seien auch Szenekenner der Luzerner Polizei dabei.
FCSG spricht von «Herausforderung»
Der FC St.Gallen teilt schriftlich mit, dass die Sicherheit aller Fans an oberster Stelle stehe. Die Sektorschliessung stelle den Club aber vor Herausforderungen. Der FC St.Gallen stehe diesbezüglich im engen Dialog mit den Sicherheitsbehörden, dem FC Luzern und allen weiteren involvierten Parteien. Um einen möglichst reibungslosen Ablauf am Spieltag gewährleisten zu können, werde man verhältnismässige Massnahmen ergreifen.
Zudem schwingt auch ein Hauch Kritik im Statement mit. So schreibt der FCSG: «Die Sektorschliessungen bei anderen Clubs der Swiss Football League haben deutlich gezeigt, dass die Gästefans in andere Sektoren ausweichen können.» Selbst dann, wenn wie beim letzten Duell der beiden Teams im Februar Ticketing-Restriktionen verhängt werden. Und es gibt noch ein weiteres Problem. Weil die Heimspiele der Espen gut besucht werden und es viele Saisonkarteninhaberinnen und -inhaber gibt, ist es für den FCSG schwierig, eine Durchmischung der Fanlager im Stadion zu vermeiden, wenn der Gästeblock gesperrt ist.
St.Galler Fanarbeit skeptisch
Doch wie kommt das Schreiben der Polizei bei den Fanarbeitern an? Die Luzerner Fanarbeit war für ein Statement nicht erreichbar. Bei der Fanarbeit St.Gallen zeigt man sich aber skeptisch. Die Umsetzung der Massnahmen sei schwierig und deren Wirkung werden auch infrage gestellt.
So sagt Fabienne Fernandes von der Fanarbeit St.Gallen: «Bisherige Erfahrungen mit solchen und ähnlichen Auflagen haben gezeigt, dass sie kontraproduktiv sind oder sich allfällige Probleme verlagern können. Die Planbarkeit ist zudem massiv eingeschränkt.» Weiter betont sie, dass ein Live-Spiel für viele Fans das höchste Gut sei. Diese würden sich auch nicht durch Regulierung von aussen davon abhalten lassen.