Spitzguuge

Contini: «Ein Abenteuer ins Ungewisse»

13.06.2020, 09:54 Uhr
· Online seit 13.06.2020, 09:42 Uhr
In St.Gallen wurde er entlassen, weil er nicht in das Konzept der neuen sportlichen Führung passte, mit Lausanne-Sport kämpft Giorgio Contini (46) nun um die Rückkehr in die Super League und den Einzug in die Cup-Halbfinals. Im Interview blickt der einstige Stürmer der Meister-Mannschaft 2000 zurück auf seine Zeit in Grün-Weiss und sagt auch, warum der Aufstieg trotz 15 Punkten Vorsprung kein Selbstläufer wird.
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Die Saison 2017/18 war schon fast zu Ende, als der FC St.Gallen die sofortige Trennung von Trainer Giorgio Contini bekanntgab. Nach einer 0:1-Heimniederlage gegen Thun rutschten die Espen auf Platz 4 und drohten, das internationale Geschäft zu verpassen. Dies war hingegen nicht der einzige Grund für die Entlassung des Winterthurers, der mit dem FCSG 2000 Meister geworden war.

Nachdem zunächst Matthias Hüppi als Präsident und daraufhin Alain Sutter als Sportchef übernommen hatten, wollte sich der Klub auch auf der Trainerposition neu ausrichten. «Wir sind zum Entschluss gekommen, dass es für den langfristigen Erfolg des Klubs besser ist, sich zu trennen», sagte Hüppi damals. Und Sutter doppelte nach: «Die Chemie zwischen uns hat nicht gestimmt.»

Für Contini Tempi passati. Mit Lausanne-Sport befand er sich bis zur Coronapause in einem veritablen Lauf, 15 Punkte betrug zu diesem Zeitpunkt der Vorsprung auf die ersten Verfolger Vaduz und GC. Nun ist klar, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Und damit auch der Schweizer Cup, in dem das unterklassige Lausanne-Sport am Sonntag Titelverteidiger Basel fordert (ab 16 Uhr auf SRF).

Giorgio Contini, als Trainer des souveränen Challenge-League-Leaders dürften Sie froh sein, dass die Saison nicht abgebrochen wurde. Nun ist die Partie zwischen Lausanne-Sport und Basel gar das erste Schweizer Pflichtspiel, das nach der Coronakrise live im TV gezeigt wird.

Contini: Das Schicksal hat es wohl so gewollt (lacht). Nein, völlig klar, es wäre für uns schon ziemlich frustrierend gewesen, wenn wir für eine bislang ziemlich makellose Saison nicht belohnt worden wären.

Ab Sonntag gilt es für Ihr Team wieder ernst. Wie haben Sie Ihre Mannschaft auf den Re-Start vorbereitet?

Wir befinden uns seit dem 19. Mai wieder im Training. In der ersten Woche haben wir noch gestaffelt in Kleingruppen trainiert, seither als ganze Mannschaft. Es war eine gute Zeit, in der wir viel gearbeitet haben. Ich bin froh, dass uns die Lockerungen die Normalität Schritt für Schritt zurückbringen.

Mit 15 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze dürfte Lausannes Rückkehr in die Super League nur noch Formsache sein.

Wir waren vor der Zwangspause richtig gut drauf und haben nicht nur gesiegt, sondern die Spiele auch deutlich für uns entschieden. Trotzdem sprechen wir nicht darüber, der Re-Start wird für alle schwierig, er ist ein Abenteuer ins Ungewisse. Es stehen in kurzer Zeit sehr viele Spiele an und man wird sehen, wie dies Teams mit dieser Belastung zurechtkommen werden. Insofern haben wir zwar einen komfortablen Vorsprung, als Selbstläufer sehe ich den Aufstieg aber nicht.

Mit dem FC Basel wartet am Sonntag im Cup ein echter Gradmesser. Ist es für Ihre Mannschaft auch eine Gelegenheit, zu zeigen, dass sie für die Super League bereit ist?

Nein, wir haben mit Lugano und Xamax ja bereits zwei Super-League-Teams ausgeschaltet, als alles noch normal war und bewiesen, dass unsere Qualität für die oberste Liga ausreicht. Das Spiel gegen Basel wird auf einem anderen Niveau sein, als es wohl alle gerne hätten, mit den nächsten Wochen beginnt im Schweizer Fussball eine neue Zeitrechnung. Klar hat für uns die Meisterschaft Priorität, aber dass wir zu diesem Zeitpunkt gegen Basel spielen, könnte für uns ein Vorteil sein.

Allerdings findet auch dieser Cup-Knüller ohne Publikum statt. Ein Wermutstropfen?

Naja, stimmungsmässig ist unser Stadion, die Pontaise, mit ihrer Tartanbahn ja ohnehin kein Highlight (schmunzelt). Aber die Stadt Lausanne ist sehr kreativ: Viele Restaurants werden das Spiel im TV zeigen und sind zum Teil schon längst ausverkauft. Man merkt, dass die Stadt diesem Spiel entgegenfiebert.

Kampf um die Cup-Halbfinals und mit neun Zehen bereits aufgestiegen – Sie scheinen Ihren Abgang in St.Gallen gut verdaut zu haben…

…warum auch nicht, diese Zeit liegt ja auch schon über zwei Jahre zurück.

Matthias Hüppi sagte damals, man trenne sich für den langfristigen Erfolg von Ihnen, nun grüssen die Espen von der Tabellenspitze der Super League. Hatte Hüppi also recht?

Fussball ist ganz einfach: Man schlägt die Zeitung auf und blickt auf die Tabelle. Insofern hatte Matthias Hüppi recht.

Wenn Sie Lausanne-Sport in die Super League zurückführen, könnten Sie ihm das Gegenteil beweisen.

Ich denke, ich muss keinem mehr beweisen, was ich kann. Rein statistisch hatte ich in den letzten Jahren immer erfolgreich gearbeitet, sei es in Vaduz, St.Gallen oder nun in Lausanne. Ich gebe mein Bestes für Lausanne-Sport, wir wollen unbedingt aufsteigen und schauen dann weiter.

Wie gefällt es Ihnen im Waadtland? Sieht man Sie noch in der Ostschweiz?

Ich bin Wochenaufenthalter und habe einen wunderschönen Balkon mit Seesicht. Aber während des Lockdowns war ich acht Wochen am Stück bei meiner Familie in der Ostschweiz – das gab es wohl nicht einmal, als ich noch Spieler war (lacht).

veröffentlicht: 13. Juni 2020 09:42
aktualisiert: 13. Juni 2020 09:54
Quelle: FM1Today

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