Bussenliste

Dafür werden Fussballprofis in der Schweiz gebüsst

30.11.2019, 06:38 Uhr
· Online seit 29.11.2019, 17:25 Uhr
Die ganze Mannschaft zum Essen einladen oder Materialdienst – die meisten Fussballvereine pflegen eine gut gehütete Bussenliste. FM1Today konnte einige Punkte auf den Listen der hiesigen Vereine in Erfahrung bringen.
Anzeige

Die Bussenliste des FC Chelsea spielt in einer eigenen Liga. Wenn ein Spieler zu spät zu einem Mannschaftstermin erscheint, so kostet ihn das 500 Pfund. Pro Minute. Zu spät zum Training zu erscheinen, kostet sogar 20'000 Pfund, wie man der vor kurzem im Internet aufgetauchten Liste entnehmen kann. 

Natürlich ist das für einen Fussballprofi in der Premier League eher Sackgeld: Die Top-Verdiener bei Chelsea erhalten pro Woche rund 200'000 Franken. Dennoch sind die Beträge happig und die Männer von Frank Lampard werden sich hüten, wiederholt zu spät im Training zu erscheinen.

Und wie sieht es bei uns aus? Wie und wofür werden undisziplinierte Spieler in der Ostschweiz sanktioniert?

Die ungeliebten Handys

Der FC Vaduz führt ähnliche Punkte auf wie jeder andere Profiverein. Also, zu spät kommen oder die Kleiderordnung missachten – aber es sind auch spezielle Punkte darunter. Zum Beispiel ist es verboten, das Handy im Kabinentrakt oder im Kraftraum zu benutzen.

Auch während des Mittagessens oder im Massagezimmer ist das Smartphone Tabu. Und: Ungeduscht zur Massage zu erscheinen, gibt eine Busse.

Über die Höhe der Busse macht der Liechtensteiner Verein keine Angaben. Sie dürften aber nicht einmal ansatzweise in der Nähe der Chelsea-Bussen liegen.

«Peter Zeidler ist kein Fan von Bussenlisten»

Beim FC St.Gallen setzt man auf die Eigenverantwortung der Spieler. «Es gibt Regeln, die gemeinsam mit den Spielern aufgestellt wurden», sagt Mediensprecher Daniel Last. «Aber es gibt keine lange Bussenliste. Unser Trainer Peter Zeidler ist kein Fan davon.»

Dies bestätigt der St.Galler Stürmer Cedric Itten: «Bei Luzern und Basel gab es viel längere Bussenlisten.» Mit Vaduz teilt der FC St.Gallen das Handyverbot in der Physio. «Dabei geht es um Respekt. Man drückt nicht auf dem Handy herum, während einen der Physio gesund pflegt», sagt Last. Dafür könne man zum Beispiel zum Materialdienst verdonnert werden.

Keine Auskunft beim FC Wil

Im gutbürgerlichen Schweizer Profifussball scheinen richtig harte Bussen die Ausnahme zu sein, oder die Clubs geben sie nur ungern Preis. So auch der FC Wil: «Da mit Angabe der Bussenhöhe Rückschlüsse auf die Löhne der Spieler möglich wären, geben wir keine Auskunft.»

Allerdings sei es Pflicht, bei einem Nati-Aufgebot, egal von welcher Nation, das gesamte Kader zu einem Apéro einzuladen. Oft kommt das nicht vor. Im Kader des FC Wil stehen aber mehrere Nachwuchs-Nationalspieler.

Motivation übers Essen ist auch andernorts beliebt: Beim FC Vaduz muss die «schlechtere» Hälfte der Mannschaft die «bessere» zum Znacht einladen. Ermittelt wird das so: Nach ausgewählten Trainings finden Spiele unter Wettbewerbsbedingungen statt. Die Spieler der Gewinnermannschaft erhalten drei Punkte auf das persönliche Konto.

Abgerechnet wird jeweils nach der Hin- und nach der Rückrunde. Das System ist fair, weil die Mannschaften jedes Mal neu gemischt werden. 

Es geht auch einfach: Der Kasten Bier

Den meisten Hobbykickern dürften aber viel einfachere Bussenlisten geläufig sein: Bier bezahlen.

Egal ob man einen Penalty verschossen, den Materialdienst vergessen, eine rote Karte geholt, sich einen Fouleinwurf geleistet oder ein Eigentor geschossen hat: Der Kasten Bier muss her. Davon haben alle etwas. Ist ja schliesslich ein Mannschaftssport.

veröffentlicht: 29. November 2019 17:25
aktualisiert: 30. November 2019 06:38
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige