Fangewalt

SFL schickt Kaskadenmodell in Vernehmlassung

· Online seit 27.09.2023, 15:41 Uhr
Die Fangewalt in und um Schweizer Fussballstadien sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen. Mit einem Kaskadenmodell wollen die Liga und die Behörden nun dagegen vorgehen. Unter anderem drohen Forfait-Niederlagen.
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Die Wogen gingen nach den Ausschreitungen im Frühling im Zusammenhang mit dem Spiel zwischen dem FC Luzern und dem FC St.Gallen hoch. Es kam erneut die Forderung nach personalisierten Tickets und stärkeren Repressionen für die Fans.  Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) hat gemeinsam mit der Swiss Football League (SFL) entschieden, die Gästesektoren bei Partien zwischen den beiden Klubs zu sperren.

Seit längerem arbeiten die Behörden, Liga und Klubs an einem Kaskadenmodell. Dieses soll regeln, wie in der Schweiz einheitlich mit der Fangewalt umgegangen, respektive wie sie bestraft werden soll. Nun liegt ein erster Entwurf auf dem Tisch, welcher gemeinsam von Klubs, der Swiss Football League (SFL), Polizei- und andere Behördenvertreter an einem Workshop – die organisierte Fanszene blieb dem Anlass fern – ausgearbeitet wurde.

Erst Zuckerbrot, dann Peitsche

Dieser Entwurf dürfte für Zündstoff sorgen. Ein Novum ist beispielsweise, dass nun auch Ausschreitungen ausserhalb des Stadions direkte Konsequenzen haben könnten. Bisher konnte die Liga nur Verstösse innerhalb der Stadien sanktionieren. Gemäss dem neuen Modell soll zuerst der Dialog mit den Fans zum Zug kommen. Vorderhand haben sich die SFL und die Sicherheitsbehörden nämlich darauf geeinigt, auf präventive Ansätze zu setzen.

Scheitert der Dialog, kommt es zu Repressionen. Welche Massnahmen genau ergriffen werden, ist im Modellentwurf erstmals genau festgehalten. Es umfasst fünf Stufen. Allerdings lösen gewisse Vorfälle direkt gewisse Massnahmen aus. So führt die erste Stufe «gravierende Sachbeschädigung» zu einer obligatorischen Lagebesprechung zwischen Klub, Polizei und Fans vor den nächsten drei Spielen. Wird jemand verletzt, greift direkt die Stufe 3. Dann wird die Fankurve des fehlbaren Klubs für mindestens ein Spiel gesperrt. Zudem muss der Ticketverkauf gestoppt werden, damit die Fans nicht in andere Sektoren ausweichen können.

Fans stehen unter Bewährung

Kommt es zu solchen Vorfällen, stehen die fehlbaren Fans im Anschluss unter Bewährung. Je nach Vergehen stehen sie für mehrere Spiele unter strengerer Beobachtung. Kommt es in dieser Zeit erneut zu Verstössen, wird ein Geisterspiel verhängt. Die ultimative Strafe droht bei Stufe 5. Wird diese erreicht, verweigern die Behörden die Bewilligung für das Spiel und der betroffene Klub verliert Forfait.

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Der Entwurf ist nun in der Vernehmlassung. Jeder und jede kann seine Meinung dazu online äussern. Bei den Fans dürfte der Vorschlag aber nicht all zu gut ankommen. Die organisierten Fanszenen wie auch die Klubs haben sich immer wieder gegen Kollektivstrafen ausgesprochen. Das Modell ist aber voll davon. Auch dürfte den Klubs die drohende Forfait-Niederlage mehr als missfallen. Zudem gibt es noch offene Fragen zu zahlreichen Massnahmen und deren Umsetzung.

Das Modell soll Anfang 2024 definitiv vorgestellt werden. Ob dieses dann noch gleich aussieht, dürfte sich zeigen.

veröffentlicht: 27. September 2023 15:41
aktualisiert: 27. September 2023 15:41
Quelle: FM1Today

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