Neymar, der sündhaft teure Goldjunge

04.08.2017, 06:31 Uhr
· Online seit 04.08.2017, 05:00 Uhr
N-E-Y-M-A-R. Sechs Buchstaben stehen für die höchste Transfersumme im Weltfussball. Ohne Frage: Der Brasilianer ist ein Genie, seine Ablöse sündhaft. Kann Neymar damit umgehen?
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Für einen Staatsakt braucht es einen Star wie Neymar. Zwei Jahre nach dem Trauma Brasiliens bei der Heim-WM schoss das Fussball-Genie seine Seleção im Sommer 2016 im Maracanã erstmals zum Olympiasieg.

Dieser schmächtige Wunderkicker verwandelte an jenem Abend den entscheidenden Elfmeter gegen Deutschland, erlöste 200 Millionen Brasilianer von ihren Seelenqualen, sank danach auf den Rasen und weinte. Das Drehbuch stimmte, Neymars Pathos auch. In der Traumabewältigung einer Nation war er schon erfolgreich.

Mit zentnerschweren Erwartungen ist der zum teuersten Fussballer der Historie aufgestiegene Techniker vertraut. Das war bei Heimatverein FC Santos so, das war zuletzt beim FC Barcelona so.

In der Seleção zeigte sich jedoch, wie viel dieser extravagante Galakicker wirklich verkraftet. «Auf dem Rasen bin ich am glücklichsten», meinte einmal «Juninho», wie er von seiner Familie genannt wird.

Sein Wirbelbruch im WM-Viertelfinale 2014 gegen Kolumbien und das Aus für die 1:7-Erniedrigung gegen den späteren Weltmeister Deutschland versetzte Brasilien in einen Schockzustand. Die Auferstehung 25 Monate danach mit Olympia-Gold besorgte Neymar höchstselbst.

«Er braucht ein Umfeld, das ihn glücklich macht. Wenn Privates und Berufliches im Einklang sind, kann er Spitzenleistungen abrufen», erläuterte Brasiliens Nationaltrainer Tite einmal.

Santos ist Neymars fussballerische Heimat. In Pelés Verein reifte der Junge aus Mogi das Cruzes im Osten São Paulos. Schon mit 13 Jahren war sein Wechsel zu Real Madrid eigentlich perfekt, gemeinsam mit seiner Schwester Rafaela sollte er dort auch zur Schule gehen. Vater Neymar Senior als Manager hatte den Vertrag schon unterschrieben, nur Mutter Nadine musste noch signieren.

«Er bekam aber Heimweh», beschrieb Neymars Vater das Dilemma, das letztlich zur Absage führte. «Ich wollte doch nur, dass er mit Freude weiterspielt. In jenen Tagen gab es aber keine Freude. Kein Geld der Welt hätte das ändern können.»

2010 überredete Pelé das Wunderkind, eine Offerte des FC Chelsea auszuschlagen und weiter beim FC Santos zu bleiben. Ende 2011 verliebte sich Neymar dann angeblich in Barça, als er im Final der Klub-WM in Japan gegen die Katalanen mit 0:4 unterlag.

«Bitte hol mich zu euch», habe er noch auf dem Rasen zu Barcelonas damaligem Assistenztrainer Tito Vilanova gesagt, so berichteten es zumindest brasilianische Blätter. Im Sommer 2013 erhörte der FC Barcelona das Werben Neymars, der unter anderen Robinho, Ronaldinho und Lionel Messi als Vorbilder nennt.

Zusammen mit Messi und Luis Suarez bildete Neymar ein Angriffstrio der Extraklasse. Die Auszeichnungen zum Weltfussballer blieben dem Brasilianer aber verwehrt. Vielleicht kann er nun in Paris alleine so stark glänzen, dass ihm diese Ehre zuteil wird.

veröffentlicht: 4. August 2017 05:00
aktualisiert: 4. August 2017 06:31
Quelle: SDA

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