Tour de France

«Wir hoffen, dass der Radsport in der Schweiz nicht mehr ein Randsport bleibt»

· Online seit 24.07.2023, 11:00 Uhr
Eine Netflixdokumentation gibt tiefe Einblicke in die Geschehnisse des berühmten Strassenradrennens Tour de France. Wie nachhaltig wirkt sich der Serienhype auf den Sport und seine Popularität in der Schweiz aus?
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In den USA ist 2022 die TV-Quote für das Formel-1-Auftaktrennen um über 50 Prozent gestiegen. Grund dafür war die Netflixserie «Drive to Survive», die zu einem regelrechten Formel-1-Boom führte. Dies lag nicht zuletzt an der dramatischen Darstellung des Wettstreits zwischen den beiden Top-Teams.

Vor knapp einem Monat hat der Streamingdienst eine neue Dokumentationsreihe zu einer weiteren Sportdisziplin veröffentlicht: «Tour de France: Im Hauptfeld». Es geht um Leistungsdruck, Teamgeist und dem Streben nach dem Gelben Trikot. Bereits kurz nach Release ist die Serie in die Top-10 der aktuell beliebtesten Serien in der Schweiz gerutscht.

«Sie haben jeden Tag vom Frühstück bis zum Abendessen gefilmt», sagt Stefan Bissegger, Ostschweizer Radrennfahrer und ebenfalls Teil der Dokumentation. «Wir waren gespannt, was es in die Serie schafft und was nicht. Aus meiner Perspektive wurde es ziemlich gut dargestellt.»

Micha Jegge, Kommunikationsleiter bei Swiss Cycling, schliesst sich dem an: «Unseres Erachtens gibt es sehr wohl realitätsnahe, aussagekräftige Szenen und Bilder.» Allerdings lebe eine Doku von der Inszenierung. «Es gibt stets Details, deren Bedeutung bewusst überhöht wird.» Gewinnt der Radrennsport durch die filmische Darstellung auch an Popularität auf Schweizer Terrain?

«Mittlerweile gibt es wieder viele Junge, die aufs Rennvelo steigen»

«Seit vier bis fünf Jahren ist der deutliche Trend bemerkbar, dass mehr Rennvelo gefahren wird», sagt Daniel Schärer vom Schweizerischen Zweiradverband. 2008 wurden noch rund 190'000 Sportvelos verkauft, 2021 waren es bereits 20'000 mehr. «Die Pandemie hat das bestimmt noch verstärkt, aber es hat schon davor angezogen. Mittlerweile gibt es wieder viele junge Menschen, die aufs Rennvelo steigen. Auch zahlreiche Frauen haben das Rennradfahren für sich entdeckt.»

Die Teilnehmerzahlen bei Velorennen hätten allerdings nicht gleich zugenommen. «Bei den Käuferinnen und Käufern handelt es sich vornehmlich um Freizeitfahrende und wohl auch um Pendlerinnen und Pendler», so Micha Jegge von Swiss Cycling.

Länderspezifische Popularität

Der Rennradsport geniesst in Ländern wie Frankreich und Italien bereits eine grosse Aufmerksamkeit. Das Etappenrennen wird von bis zu zwölf Millionen Menschen vor Ort mitverfolgt, dazu schalten sich weltweit rund zwei Milliarden über den Bildschirm hinzu.

«Wir gehen schon davon aus, dass sich etliche Leute ohne Radsport-Affinität, welche die Doku angesehen haben, künftig den Fernseher einschalten werden oder auch einmal einen Wettkampf vor Ort verfolgen werden – wenn es sich gerade ergibt», so Jegge. Laut Roger Muntwyler, Mediensprecher bei SRF, deuten jedoch die diesjährigen Einschaltquoten noch nicht auf eine signifikante Steigerung des Publikumsinteresses hin. «Beim TV liegt die durchschnittliche Zuschauerzahl bei rund 51'000 Personen, bei den Livestream-Starts sind die Zahlen etwas höher.» Die Tour de Suisse erreichte ein durchschnittliches Rating von 78'000 Personen.

Auch Stefan Bissegger hat bisher nicht mehr Interesse an seiner Person auf Social Media bemerkt. «Wir alle hoffen aber, dass der Radsport in der Schweiz nicht mehr als Randsport dargestellt wird, sondern als eine die grössten Sportarten der Welt.» 

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(mnu)

veröffentlicht: 24. Juli 2023 11:00
aktualisiert: 24. Juli 2023 11:00
Quelle: FM1Today

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