«Wir sind vom Rücktritt überrascht»

21.06.2017, 17:14 Uhr
· Online seit 21.06.2017, 16:52 Uhr
Knall beim FC St.Gallen: Rund einen Monat nach der Umstrukturierung der Organisation tritt Sportchef Christian Stübi zurück. Der neue FCSG-Präsident Stefan Hernandez nimmt im Interview Stellung.
Fabienne Engbers
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Stefan Hernandez, vor einem Monat haben Sie Ihr Amt als Präsident der FC St.Gallen Event AG angetreten. Nun folgt der erste Rücktritt. Was sagen Sie zu der Entscheidung von Christian Stübi?

Wir sind ein wenig überrascht, dass Christian Stübi zum jetzigen Zeitpunkt seinen Rücktritt bekannt gibt. Wir haben in den vergangenen Wochen intensive Gespräche geführt, unsere Zusammenarbeit verlief sehr gut. Wir haben sehr offen miteinander gesprochen, auch über seine Person und Dinge, die ihm nicht entsprochen haben.

Zu Anfang der Neuorganisation hat es viel Arbeit und Koordination gebraucht, aber in den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, dass wir organisatorisch, wie auch persönlich, gut zusammengefunden haben. Ich habe versucht, ihn für diese Idee zu gewinnen, ich war der Meinung, Christian Stübi hatte alle Möglichkeiten, seine Meinung abzugeben und das Konstrukt mitzugestalten. Es ist schade, dass er das nicht mehr machen wird.

Mit Ihrem Amtsantritt wurde eine Neuorganisation bekannt. Ferruccio Vanin steht nun seit einem Monat als Geschäftsführer der FC St.Gallen AG in einer Hierarchiestufe über Christian Stübi. Dieser bildet mit Trainer Giorgio Contini und Nachwuchschef Marco Otero die nächste Stufe im Organigramm. Hat dies Stübi zum Rücktritt bewogen?

Christian Stübi ist zum Urteil gekommen, dass er sich nicht in dieser Position sieht. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Konstrukt schlecht ist, ich bin immer noch davon überzeugt, dass es so funktioniert. Ich bedauere, dass sich Christian Stübi darin nicht gesehen hat.

Haben sich Ferruccio Vanin als neuer Vorgesetzter und Stübi in diesem Monat der Tätigkeit gut verstanden?

Die beiden kennen sich schon eine Ewigkeit, es war nicht nötig, sie zusammenzubringen. Beide sind unterschiedliche Persönlichkeiten und haben auch unterschiedliche Meinungen. Ich denke nicht, dass eine mangelnde Zusammenarbeit der Grund für Christian Stübis Rücktritt ist.

Sie haben persönlich mit Herrn Stübi gesprochen. Wie wird es bei ihm nun weitergehen?

Wie es mit ihm weitergeht, weiss ich nicht. Er ist ein sehr bewusst agierender Mensch, ich denke, er weiss, wohin ihn sein Weg führen wird. Wir werden ihm keine Steine in den Weg legen.

Ich habe keine Angst um ihn, er hat einen guten Job gemacht und einen guten Namen im Business und in der Branche, von daher mache ich mir keine Sorgen.

Wie wird es beim FC St.Gallen weitergehen? 

Es geht so weiter, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir starten mit einer ambitionierten Mannschaft in die neue Saison. Was die Arbeit des Sportchefs betrifft, müssen wir uns jetzt konkret darum kümmern, die Position neu zu besetzen. Gespräche mit potentiellen Nachfolgern wurden allerdings noch keine geführt. Damit werden wir nun starten. Wir wollen den Besten holen, ganz einfach.

Dass dem Sportchef ein Geschäftsführer vorsteht, ist einmalig in der Super League. Könnte Ihnen das bei der Suche nach einem Nachfolger in die Quere kommen?

Man muss auch hinterfragen, was die Arbeiten eines Sportchefs sind. Unter anderem kümmert sich der Sportchef um Transfers und die erste Mannschaft. Das zeigte sich auch in den vergangenen Wochen und Tagen, in denen wir Transfergespräche geführt haben. Andere Mannschaften tauchen auch nicht mit einer Person auf, sondern im Team. Das war bei uns auch so, im Dreier- oder Vierergremium kann man sich intern abstimmen und sich eine Struktur und Strategie zurechtlegen. Da sehe ich es eher als Vorteil, wenn man nicht alleine auftritt, da man sich gemeinsam für seine Meinung einsetzen kann.

Das heisst, Sie halten klar an der neuen Organisation fest?

Das steht überhaupt nicht zur Debatte, ja.

Der FC St.Gallen hat das Training für die neue Saison diese Woche gestartet. Ist die Mannschaft bereits komplett oder erwartet man noch den einen oder anderen Neuzugang?

Wir halten Augen und Ohren immer offen, das Transferfenster ist noch eine Weile geöffnet. Ich bin der Meinung, dass wir zurzeit bereits sehr gut und ambitioniert aufgestellt sind, aber wir werden uns sicher nicht verschliessen, wenn wir die eine oder andere Position noch stärken könnnen.

veröffentlicht: 21. Juni 2017 16:52
aktualisiert: 21. Juni 2017 17:14
Quelle: enf

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