Rüebli-Glacé?

«Der Siegeszug des Rüeblis ist nicht zu stoppen»

21.07.2020, 08:16 Uhr
· Online seit 20.07.2020, 16:15 Uhr
Fast 7,5 Kilo Rüebli hat jeder Schweizer und jede Schweizerin im letzten Jahr verspeist. Damit liegt das Rüebli auf Platz Eins der beliebtesten Gemüse, vor den Tomaten und Peperoni. Wir haben ein Rüebli gefragt, wie sich dieser Triumph anfühlt.
Anzeige

Erstmal herzlichen Glückwunsch, Sie sind das beliebteste Gemüse der Schweiz. Wie fühlen Sie sich?
Rüebli: Vielen Dank. Wir haben natürlich alle nicht damit gerechnet und freuen uns jetzt umso mehr. Aber es steckt auch viel harte Arbeit dahinter.

Wie erklären Sie sich ihren Erfolg?
Ich will nicht von Erfolg sprechen. Wir machen einfach unseren Job. Die Arbeit auf dem Feld ist hart aber wir gedeihen mit Leidenschaft. Viele gute Kameraden haben es leider nicht auf die Teller geschafft und man ist immer nur so stark wie das schwächste Möhrchen. Aber die Bestätigung, die wir nun von der Schweizer Bevölkerung erhalten haben, tut natürlich gut.

Was machen Sie besser als die anderen Gemüse?
Unsere Vielfältigkeit ist sicher ein Pluspunkt. Unsere Fans reichen vom Kleinkind bis zum Greis. Püree, Salat, gekocht, gegart, geraffelt und sogar als Kuchen wissen wir zu begeistern.

Wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?
Ach, wo soll ich da nur anfangen? Viele denken, wir liegen nur rum und warten darauf, geerntet zu werden. Aber sehen Sie sich mich mal an: 20 Zentimeter konische Perfektion. Das kommt nicht von ungefähr. Davon kann so mancher Ihrer Artgenossen nur träumen.

Ich spüre, Sie werden gerade etwas emotional. Woher kommt das?
Als Rüebli ist es einfach nicht erwünscht, eine dicke Haut zu haben. Je dünner, desto besser, heisst es immer. Das baut einen gewissen Druck auf. Aber ich bin auch nur ein Gemüse, das darauf wartet, geliebt zu werden.

Sie sind nun das Nummer-Eins-Gemüse in der Schweiz und haben die Tomate und die Peperoni deplatziert. Das muss Ihnen doch eine gewisse Genugtuung geben?
Ich möchte mich eigentlich nicht zu meinen Gegenspielern äussern. Wir schauen nur auf uns. Allerdings zeigt sich doch, dass die Südländer-Allianz keinen müden Stengel gegen uns hat. Für anderes als Püree ist dieses rote Fallobst so oder so nicht gut.

Exotisches Gemüse ist immer mehr auf dem Vormarsch. Fühlen Sie sich bedroht?
Wenn es hart auf hart kommt, wird sich die Schweizer Bevölkerung wieder auf das Währschafte besinnen. Klar, auch ich gönne mir im Sommer am Strand mal einen Schnitz Wassermelone. Für den Alltagsgebrauch und die Schweizer Küche ist dieser exotische Gugus aber nichts.

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?
Der Schweizer Rüebli-Markt scheint gesättigt und ich sehe unsere Arbeit für den Moment als getan. Deshalb gönne ich mir und meiner Frau erstmal eine Nordsee-Kreuzfahrt. Wegen Corona wissen wir allerdings noch nicht, ob der Export reibungslos über die Bühne gehen wird. Für den nächsten Sommer streben wir an, den Glacé-Markt zu erobern. Der Siegeszug des Rüeblis ist nicht mehr zu stoppen.

(red.)

veröffentlicht: 20. Juli 2020 16:15
aktualisiert: 21. Juli 2020 08:16
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige