Wetterphänomen

Sorgt Föhn für Kopfschmerzen und Migräne? Das sagt der Experte

· Online seit 20.10.2023, 11:49 Uhr
Dieser Tage bläst der Föhn besonders stark. Immer wieder klagen Menschen bei diesem Wetterphänomen über Kopfschmerzen. Wir haben den Leiter der Sprechstunde Kopfschmerzen am Inselspital Bern gefragt, ob es nun auch mehr Patientinnen und Patienten gibt.
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Prof. Dr. med. Christoph Schankin, leitender Arzt an der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital Bern, erklärt, ob das Wetter überhaupt einen Einfluss haben kann und wie man am besten gegen solche Schmerzen vorgehen sollte.

BärnToday: Gibt es beim Inselspital durch den stärkeren Föhn mehr Meldungen von Patientinnen und Patienten mit Kopfschmerzen?

Prof. Dr. med. Christoph Schankin: Das ist eine sehr interessante Frage. Tatsächlich haben wir nie systematisch untersucht, ob die Wetterveränderungen im Raum Bern die Häufigkeit der Vorstellungen wegen Kopfschmerzen verändern. In unserer Kopfschmerz-Sprechstunde sehen wir Patientinnen und Patienten, die lange im Voraus einen Termin erhalten haben. Da hat das Wetter am Vorstellungstag keinen Einfluss. Notfall-Termine wegen Kopfschmerzen sind meiner Erfahrung nach nicht vom Wetter abhängig.

Kann das Wetter tatsächlich Auswirkung auf Kopfschmerzen oder Migräneanfälle haben?

Sehr viele meiner Patientinnen und Patienten, die unter Kopfschmerzen leiden, berichten vom Wetterwechsel als Kopfschmerztrigger, also als Auslöser von Kopfschmerz-Attacken.

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Was spielt dabei eine besonders wichtige Rolle?

Die einzelnen Faktoren sind schwierig zu untersuchen, da jeder Patient und jede Patientin individuell ist. Beim einen kann ein Wetterwechsel, bei der anderen eine Föhn-Lage und beim dritten Temperaturumschwünge eine Migräneattacke triggern. Eine typische Konstante bei allen Migräne-Patientinnen und -Patienten ist, dass die Attacken typischerweise bei Veränderungen jeglichen Rhythmus auftreten. Das heisst, dass beispielsweise Veränderungen des Wetters, aber auch Veränderungen der Schlafgewohnheiten, der Essgewohnheiten oder der Hormone gehäuft zu Kopfschmerzattacken führen können.

Gibt es – abgesehen von Schmerzmitteln – Tipps, wie man gegen solche Kopfschmerzen vorgehen kann?

Eine nicht-medikamentöse Variante ist beispielsweise eine Pfefferminzöl-Behandlung an den Schläfen, wenn es einem guttut. Die Hauptsäule aber bleiben die Schmerzmittel, die frühzeitig und in ausreichend hoher Dosierung eingenommen werden müssen. Es gibt auch spezielle Migränemedikamente, die teilweise deutlich besser wirken als die normalen Schmerzmittel. Und Medikamente gegen Übelkeit können auch helfen.

Viele Patientinnen und Patienten ziehen sich innerhalb der Migräneattacke zurück in dunkle und ruhige Räume. Das sollte meines Erachtens aber nicht die Lösung sein. Hauptziel ist es, möglichst schnell wieder die Funktionsfähigkeit zu erreichen. Das geht am besten mit Medikamenten. Manchmal muss man da auch verschiedene Strategien ausprobieren.

Ab wann sollte man bei Kopfschmerzen zum Arzt gehen?

Kopfschmerzen können auch Zeichen einer zugrundeliegenden ernsten Erkrankung sein. Ein erstmaliges Auftreten massiver Kopfschmerzen, Fieber, neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Sprachstörungen sollten also umgehend untersucht werden. Treten Kopfschmerzattacken gehäuft auf, also mehr als viermal pro Monat, sollte dies der Hausärztin oder einem Neurologen berichtet werden, damit man sowohl vorbeugende Massnahmen als auch eine optimale Therapie besprechen kann.

veröffentlicht: 20. Oktober 2023 11:49
aktualisiert: 20. Oktober 2023 11:49
Quelle: BärnToday

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