Markenkleidung

«St.Gallen ist nicht bereit für diese Mode» – Luxusmode ist kein Lifestyle mehr

· Online seit 21.02.2023, 05:55 Uhr
Jugendliche tragen immer häufiger Luxusmode und Markenkleidung, welche sie sich eigentlich kaum leisten können. Doch mit Lifestyle hat das Ganze nichts zu tun. Sachen werden nur getragen, um damit anzugeben. Ist das wirklich die richtige Richtung?
Yasmin Stamm
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Ein 13-Jähriger läuft mit seinen Freunden durch die Strassen. Er trägt «Air Jordan»-Schuhe für 170 Franken, «Lacoste»-Hosen für 150 Franken und eine «Gucci»-Gürteltasche für 900 Franken. Ein teures Outfit. Doch heutzutage bei vielen Jugendlichen Standard.

Teuer soll es sein, am besten auch sehr selten. Getragen wird es aber eigentlich nicht, weil man den Style extrem cool findet, sondern weil der Lieblingsrapper vor einigen Tagen ein Bild auf Instagram postete, wo er genau diese Kleidung anhatte. 

«Social Media und Promis, die sich dort bewegen, haben einen riesigen Einfluss auf Jugendliche», sagt Joshua, Mitgründer und Inhaber der Garments Factory in St.Gallen. Zusammen mit seinem Mitinhaber Karim spezialisierte er seinen Laden auf den An- und Verkauf von Markenkleidung und Luxusmode.

«Wir waren beide schon immer sehr passionierte Sammler dieser Mode. In Los Angeles entdeckte ich dann das sogenannte ‹Reselling› und dachte mir ‹Cool! Das will ich auch machen›.» Dadurch, dass es sowas in der Art in St.Gallen noch nicht gab, eröffneten die beiden im Jahr 2020 kurzerhand ihr Geschäft.

Produkte werden immer teurer

Doch nun, nach zwei Jahren, möchten sie die Garments Factory nicht mehr so weiterführen wie bisher. «Das ganze Luxusmodegeschäft hat sich in eine sehr problematische Richtung entwickelt», sagt Joshua. Die Mode habe sich nicht stark verändert in den letzten zwanzig Jahren. Zum Teil werden noch immer dieselben Produkte verkauft wie damals. Heute jedoch viel teurer, als es damals noch war.

Manche Produkte sind so selten und teuer, dass gewisse deutsche Rapper ganze Alben diesen Produkten widmen. «Die Leute hören dieses Album und möchten dann genau diese Uhr, Jacke oder diesen Schuh. Geld spielt in diesem Moment keine Rolle mehr, denn man braucht ja das Produkt, um dazu zu gehören», so Joshua.

Sehr oft komme es vor, dass Personen nach zwei Wochen wieder anrufen und das Produkt verkaufen wollen. «Manchmal flehen sie uns fast an, weil sie sich das Produkt schon von Anfang an gar nicht leisten konnten und nun das Geld unbedingt zurück brauchen.»

Neues Geschäftskonzept

«Diese teure Luxusmode wird wie Fast Fashion gehandelt. Und das ist einfach nicht richtig», sagt Joshua. Anders als zum Beispiel in den USA interessiert sich in der Schweiz kaum einer für die Mode und die Marken selbst. Produkte werden nur getragen, um dazu zu gehören und beachtet zu werden.

«Die Mode wird nicht mit einem Lifestyle und mit Emotionen verbunden, sondern nur getragen, weil eine berühmte Persönlichkeit es trägt.» Mit der Mode selbst habe das kaum mehr etwas zu tun, sagt Joshua.

Die beiden Inhaber der Garments Factory wollen diese Entwicklung nun nicht mehr unterstützen. «Wir haben gemerkt, dass St.Gallen noch nicht bereit ist für diese Mode und das ‹Resellen›.» Deshalb planen sie nun ein neues Projekt. Die Garment Factory, wie sie jetzt in St.Gallen vorzufinden ist, wird nicht mehr existieren. Mehr dazu sagen, möchte Joshua aber noch nicht.

veröffentlicht: 21. Februar 2023 05:55
aktualisiert: 21. Februar 2023 05:55
Quelle: FM1Today

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