Ein gewaltiger Staubsturm fegte wochenlang über den Mars und legte den Mars-Rover Opportunity der US-Raumfahrtagentur Nasa zeitweise lahm. Auch 400 Kilometer über der Oberfläche hatte die Mars-Sonde der europäischen Raumfahrtagentur ESA und des russischen Pendants Roskosmos mit dem Staub zu kämpfen. Die unter Leitung der Universität Bern gebaute Kamera an Bord der ExoMars-Sonde war für die meiste Zeit während des Sturms abgeschaltet. Seit kurzem liefert sie wieder gestochen scharfe Bilder, auf denen die Auswirkungen des Sturms zu sehen sind.
Die Wissenschaftler um Nicolas Thomas von der Universität Bern präsentierten die Bilder diese Woche am European Planetary Science Congress in Berlin, wie die europäische Raumfahrtagentur ESA mitteilte. Vereinzelte Bilder, die das Team während des Sturms aufnahmen, zeigen nur eine unscharfe «Suppe». Seit dem 20. August ist die Kamera CaSSIS (Colour and Stereo Surface Imaging System) jedoch wieder im Normalbetrieb und liefert seit Anfang September wieder Bilder mit hoher Qualität.
Eines der Bilder vom 2. September zeigt dunkle Striche auf der Marsoberfläche, welche auf Bildern der Nasa-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter vom März noch nicht zu sehen waren. Die Aufnahme zeigt eine hügelige Gegend namens Ariadne Colles auf der südlichen Hemisphere.
Vermutlich handele es sich bei den Strichen um Strukturen, die durch Staubteufel, also kleinräumige Wirbelwinde, entstanden sein könnten, hiess es in der Mitteilung der ESA. Diese Winde könnten loses Material aufgewirbelt und entsprechend abgelagert haben, so dass die dunklen Spuren entstanden.
Aber auch die unscharfen Bilder aus der Sturmperiode waren nicht für nichts: Laut Thomas eignen sie sich hervorragend, um die Kamera zu kalibrieren. Sie habe ein kleines bisschen Streulicht und mithilfe der Sturm-Bilder wollen die Wissenschaftler nun versuchen, dessen Quelle zu finden, um es mit Algorithmen zu entfernen.
Auch andere Teams der ExoMars-Mission präsentierten am Kongress erste Ergebnisse. So berichten Forschende um Jordanka Semkova von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, dass Mars-Reisende alleine auf der Hin- und Rückreise 60 Prozent der Strahlung abbekommen würden, der Astronauten während ihrer ganzen Karriere ausgesetzt sein dürfen.
Der Strahlungssensor - das Liulin-MO Dosimeter - an Bord der Sonde sammelte bereits seit dem Start im März 2016 und auf der gesamten sechsmonatigen Reise zum roten Planeten fleissig Daten. Aus diesen können die ExoMars-Forschenden schliessen, wie stark die Belastung durch kosmische Strahlung während einer bemannten Mars-Mission wäre. Auf der Erde sind wir durch das Magnetfeld unseres Planeten geschützt vor diesem Teilchenbombardement, das dem Organismus grossen Schaden zufügen kann. Ausserhalb des Magnetfelds fehlt dieser Schutz.