Zum ersten Mal wurden in der Schweiz die Auswirkungen und die Effizienz von Videokameras im öffentlichen Raum wissenschaftlich und über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg untersucht. Die Genfer Kantonsregierung hatte das geografische Institut der Universität Neuenburg mit der Studie betraut.
Die Genfer Polizei überwacht seit Mitte Oktober 2014 das ganze Pâquis-Quartier zwischen Bahnhof und See Tag und Nacht mit 29 Videokameras. Die Bilder werden im Hauptquartier der Polizei in Echtzeit ausgewertet.
Laut Francisco Klauser, dem Autor der Studie, hatten die Videokameras keinerlei präventiven Effekt. Statt dem erhofften Rückgang der Kriminalität wurde sogar eine leichte Zunahme der Verstösse um 15 Prozent registriert.
Mit Ausnahme der Drogensüchtigen wurde auch keine Verlagerung der Kriminalität in andere Stadtteile oder benachbarte Quartiere festgestellt. Trotzdem sprechen der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet und Polizeikommandant Christophe Bobillier von einem Erfolg. Sie heben hervor, dass sich das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verbessert habe, insbesondere in der Nacht.
Die anfängliche Feindseligkeit habe sich in eine deutliche Akzeptanz gewandelt, sagte Bobillier. Das zusätzliche Instrument habe die Koordination erleichtert. Ausserdem sei die Aufklärungsrate in der überwachten Zone mit 40 bis 50 Prozent deutlich höher als ausserhalb, wo sie zwischen 20 und 25 Prozent liege.
Maudet zeigte sich zufrieden mit der Bilanz und kündigte mittelfristig eine Ausweitung der «Videoüberwachung» auf weitere Quartiere an. Die Präsenz der Polizeipatrouillen wird derweil nicht verringert.
Die Investitionskosten für die Kameras beliefen sich auf 1,1 Millionen Franken. Für den Betrieb der Videozentrale, hauptsächlich die Löhne der acht speziell ausgebildeten Polizisten, wird pro Jahr mit wiederkehrenden Kosten von einer Million Franken gerechnet.