«Boris Johnson hat uns die Rechte an allen Fischen versprochen, die in unserer exklusiven Wirtschaftszone schwimmen, aber wir haben nur einen Bruchteil davon erhalten», sagte der Chef des nationalen Verbunds der Fischereiorganisationen (NFFO), Andrew Locker, dem Sender BBC Radio 4 am Montag. «Ich bin wütend, enttäuscht und fühle mich betrogen.» Johnson habe versprochen, dass es keinem Fischer schlechter gehen werde. Aber nun gebe es «eine beträchtliche Anzahl», denen es deutlich schlechter gehe als vor dem Deal.
Als Grossbritannien noch EU-Mitglied war, hätten die Fischer mit der Gemeinschaft handeln können. «Wir haben Dinge, die wir nicht gebraucht haben, gegen Fisch getauscht, den sie nicht gebraucht haben. Und das hat uns ermöglicht, einen Jahresplan aufzustellen», sagte Locker. Nun müssten die britischen Fischer schwer kämpfen, um ihre Existenz zu erhalten.
Die Fischerei spielt wirtschaftlich gesehen nur eine geringe Rolle, war aber von Grossbritannien sowie von Frankreich auf der EU-Seite symbolisch stark aufgeladen worden und einer der schwierigsten Punkte bei den Verhandlungen über den Brexit-Handelspakt. Letztlich hat London grosse Zugeständnisse gemacht. Europäische Fischer müssen zunächst nur auf ein Viertel ihrer Fangquoten verzichten - gestaffelt auf fünfeinhalb Jahre. Sollte London ihren Zugang später weiter beschneiden, könnte Brüssel das mit Zöllen beantworten.