Klimaflüchtlinge

Die extreme Dürre macht den Kiwi-Vögeln zu schaffen

· Online seit 10.02.2020, 05:00 Uhr
Nicht nur Australien hat mit extremen Wetterverhältnissen zu kämpfen: Auch in Neuseeland spielt das Wetter verrückt. Das hat Auswirkungen auch auf die Kiwi-Vögel.
Matthias Stadler aus Auckland
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Die Bilder eines brennenden Kontinents gingen Anfang Jahr um die Welt: Teile Australiens brannten aufgrund einer Hitzeperiode lichterloh, über 25 Personen starben, Millionen Tiere verbrannten. Das weltberühmte Opernhaus in Sydney war wegen des Rauchs teilweise kaum mehr zu sehen.

Kurz darauf überquerte ebendieser Rauch die Tasmanische See nach Neuseeland. Im mehr als 2000 Kilometer entfernten Auckland war die Skyline am 5. Januar plötzlich ebenfalls in orange Luft gehüllt. Es sollte ein Vorbote sein für das, was in den folgenden Wochen im Land passieren wird.

Neuseelands Landschaften werden in diesem Sommer zumindest auf der Nordinsel von einem trockenen Braunton dominiert. In einigen Gegenden hat es seit Wochen nicht mehr vernünftig geregnet, Meteorologen sprechen von einer der schlimmsten Dürreperioden in den vergangenen hundert Jahren.

Das hat Auswirkungen auf den Alltag der Neuseeländer. Neben der ständigen Gefahr von Waldbränden dürfen beispielsweise in der Region Wairarapa in der Nähe der Hauptstadt Wellington keine Autos mehr gewaschen werden. Im Norden der Nordinsel kostet die Trockenheit die Landwirte Tausende Dollars. Sie müssen Futter kaufen, da die Kühe auf den ausgetrockneten Weiden zu wenig Futter finden.

Gefährdete Tierart begibt sich in Gefahr

Und auch der Kiwi, der flugunfähige kleine Vogel mit dem langen Schnabel, ist von der Dürre betroffen. Einige dieser seltenen Tiere seien «Klimaflüchtlinge», wie ein Experte auf der Onlineplattform stuff.co.nz erklärt. «Die Hitze während des Tages ist einfach zu schlimm für sie.» Auf der Suche nach Wasser und Nahrung müssen die äusserst scheuen Vögel derzeit mehr Risiken auf sich nehmen. So überqueren wegen der Trockenheit verwirrte Kiwis tagsüber Strassen, was sie sonst eigentlich nur nachts machen. Dort sind sie der Gefahr von schnellen Autos ausgeliefert. Einige Tiere seien zudem tot in Wassertrögen gefunden worden. Und auch die verletzlichen Kiwi-Küken kämpfen mit der Dürre.

Die Tiere gelten seit längerer Zeit als gefährdet, da es mittlerweile weniger als 70000 Exemplare gibt. Deswegen – und weil der Kiwi das Nationaltier Neuseelands ist – wird den Tieren im Land besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

1000 Millimeter Regen innert 60 Stunden

Zur selben Zeit gibt ein anderes Extrem im Land Anlass zur Sorge: Im Südwesten der Südinsel, durchaus bekannt für äusserst grosse Niederschlagsmengen, fiel vergangene Woche innerhalb von 60 Stunden drei Mal so viel Regen wie sonst im gesamten Februar. Über 1000 Millimeter Niederschlag wurden registriert. Betroffen war auch der bekannte Fjord und Touristenort Milford Sound. Ein Fotograf vor Ort berichtete, dass sich das Wetter innerhalb weniger Sekunden von «null auf hundert» geändert habe. Obwohl die Gegend immer wieder von heftigem Regen heimgesucht wird, war das zu viel: Die Zufahrtsstrasse wurde teilweise weggeschwemmt, Hunderte Personen, darunter fast 200 Touristen, mussten vor Ort ausharren, 70 Personen wurden per Helikopter evakuiert.

Zwei der bekanntesten Wanderwege des Landes wurden so stark beschädigt, dass sie mehrere Wochen gesperrt sein werden. Ein Erdrutsch beschädigte eine Hütte, die auf dem beliebten Routeburn Track Wanderern als Schlafplatz dient, während über 30 Personen in der Hütte Zuflucht suchten. «Es war pures Glück, dass niemand gestorben ist», erzählte ein Wanderer dem «New Zealand Herald». Der Regen im Süden hat sich mittlerweile beruhigt. Wann die Dürreperiode im Norden vorbei sein wird, bleibt jedoch offen. Was klar ist: Viele Bewohner der Nordinsel hoffen auf baldigen Regen.

veröffentlicht: 10. Februar 2020 05:00
aktualisiert: 10. Februar 2020 05:00
Quelle: CH Media

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