Dresden

Geiselnehmer in Einkaufszentrum stirbt nach Amoklauf

11.12.2022, 15:07 Uhr
· Online seit 10.12.2022, 11:43 Uhr
Ein bewaffneter Mann versetzte mit einer Geiselnahme in einem Einkaufszentrum und einem Angriff auf einen Radiosender die Stadt Dresden in Angst und Schrecken. Zuvor soll er seine Mutter umgebracht haben. Nach dem Zugriff der Polizei starb der Täter.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

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Beim Zugriff durch Spezialkräfte der Polizei konnte der 40 Jahre alte Deutsche am Samstagmittag im Einkaufszentrum Altmark-Galerie in Dresden überwältigt werden. Er starb wenig später an den dabei erlittenen Verletzungen. Die Polizei geht davon aus, dass er psychisch krank war. Der Mann soll am Morgen zunächst seine 62 Jahre alter Mutter umgebracht haben. Die Geiseln und die Mitarbeiter des Radiosenders blieben – zumindest äusserlich – unverletzt.

Das Verbrechen gibt den Kriminalisten zahlreiche Rätsel auf. Die Ermittlungen werden nun von der Staatsanwaltschaft geführt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag mitteilten. Dabei muss unter anderem geklärt werden, ob der Täter seine Waffe legal besitzen durfte oder wie er an diese gelangte. «Weitere Angaben sind derzeit nicht möglich. Die Aufarbeitung des Einsatzes und die Ermittlungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen», hiess es. Was den 40-Jährigen zu den Verbrechen trieb – das ist bislang völlig ungewiss.

Mutter getötet und sich mit Kind und Angestellten verschanzt

Die Polizei war zunächst von einem Amoklauf ausgegangen, weil sie Hinweise zu drei Tatorten bekam. Am Morgen soll der Mann im Dresdner Stadtteil Prohlis zunächst seine Mutter getötet haben. Die Polizei erhielt gegen 7.20 Uhr Kenntnis von dem Verbrechen. Danach versuchte der Täter in der Innenstadt mit Waffengewalt beim Sender Radio Dresden einzudringen und gab dabei Schüsse ab. Bei dieser Tat hatte er das neunjährige Kind einer Bekannten dabei. Wie es dazu kam – auch das war vorerst unklar.

Später verschanzte er sich mit dem Kind und einer 38 Jahre Angestellten in einem Büro des Einkaufszentrums Altmarkt-Galerie. Die Läden hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht geöffnet, allerdings konnten Besucher schon innerhalb der Galerie wandeln. Das Gebäude wurde umgehend evakuiert und abgesperrt. Auch der angrenzende Striezelmarkt blieb zunächst geschlossen.

«Schussgeräusche aus dem Büro»

Laut Polizei wählte der Geiselnehmer von dem Büro aus den Notruf. Beamte konnten ständig mit ihm in Kontakt bleiben, hiess es. Die Polizeidirektion Dresden forderte daraufhin Spezialkräfte des Landeskriminalamtes Sachsen an. «Im weiteren Verlauf nahmen die Einsatzkräfte Schussgeräusche aus dem Büro wahr und es erfolgte ein vorbereiteter Notzugriff. Dabei mussten die Beamten eine Tür gewaltsam öffnen», hiess es. Man habe von der Schusswaffe Gebrauch gemacht. Der 40-Jährige habe eine scharfe Pistole bei sich gehabt. Die Geiseln blieben äusserlich unverletzt, wurde aber ärztlich betreut.

«Die Aufarbeitung des Einsatzes und die Ermittlungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen», teilte die Polizei mit. Insgesamt seien rund 300 Beamte im Einsatz gewesen.

Mitarbeiter waren in Todesangst

Nicht nur für die beiden Geiseln in der Altmarkt-Galerie dürfte das Geschehen ein Martyrium gewesen sein. Auch Mitarbeiter von Radio Dresden waren am Morgen in Todesangst. Der Mann habe versucht, eine Tür zu zerstören und durch ein Loch in der Tür geschossen, sagte Geschäftsführer Tino Utassy der Deutschen Presse-Agentur. «Die Mitarbeiter waren glücklicherweise so geistesgegenwärtig und sind dann durch einen zweiten Ausgang ausgerissen und geflohen.»

Betroffen gewesen seien die Teams der Morningshows für Hitradio RTL und Radio Dresden. Der Täter habe am Samstagmorgen gegen 8.30 Uhr versucht, in die Studios einzudringen. Es sei schwerlich zu beschreiben, wie es den Mitarbeitern gehe. «Sie sagen, es geht ihnen gut, aber genau wissen wir es natürlich auch nicht. Wir werden natürlich alles machen, damit sie da die entsprechende Hilfe bekommen», sagte Utassy.

Die Staatsanwaltschaft kündigte an, bei ihren Ermittlungen auch die Todesumstände des Geiselnehmers untersuchen zu wollen. Gegen den Mann selbst laufe ein Ermittlungsverfahren wegen Verdacht des Totschlags, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Es sei bereits vor dem Tod des Täters eingeleitet worden.

(sda/bza)

veröffentlicht: 10. Dezember 2022 11:43
aktualisiert: 11. Dezember 2022 15:07
Quelle: Today-Zentralredaktion

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