Danach zogen nach Polizeiangaben rund 300 Jugendliche randalierend durch die französische Hauptstadt. Rund 20 Menschen wurden festgenommen. Zuvor hatte sich erneut die Bewegung «Nuit debout» (Aufrecht durch die Nacht) zu Protesten gegen die geplante Änderung des Arbeitsrechts versammelt.
Wie seit zwei Wochen kamen an der Place de la République, dem Zentrum der Protestbewegung, am Abend wieder hunderte Menschen unter dem Motto «Nuit debout» zusammen. Einige von ihnen verfolgten auf einer Leinwand ein Interview, in dem der französische Präsident die geplanten Massnahmen zum Arbeitsrecht verteidigte.
Nach dem Ende der Sendung verliessen hunderte Demonstranten gemeinsam den Platz, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Sie kündigten an, zum Elysée-Palast, dem Sitz des Präsidenten, zu marschieren. Polizisten stellten sich ihnen jedoch in den Weg, woraufhin die Demonstranten in andere Richtungen zogen und im Norden und Osten der Hauptstadt randalierten.
Die Demonstranten schlugen Schaufensterscheiben ein, plünderten Geschäfte und beschädigten Autos. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot im Einsatz. Nach einiger Zeit zogen sich die Demonstranten in kleinen Gruppen zurück.
Bereits am Donnerstagnachmittag hatten sich nach Polizeiangaben 1700 Aktivisten auf der Place de la République versammelt. Dabei kam es zu Zusammenstössen, als vermummte Demonstranten Stühle, Stöcke und Flaschen auf die Polizisten schleuderten. Die Beamten setzten Tränengas ein.
Nach Polizeiangaben wurden vier Demonstranten und sieben Polizisten verletzt. Sechs Demonstranten seien festgenommen worden. Am Abend gab es zudem Proteste nahe dem Fernsehstudio, in dem das Interview mit Hollande geführt wurde.
Seit zwei Wochen treffen sich jeden Abend unter dem Motto «Nuit debout» hunderte Demonstranten auf der Place de la République, um gegen die geplante Lockerung des Arbeitsrechts und für mehr soziale Gerechtigkeit zu protestieren. In ganz Frankreich zogen bereits hunderttausende Menschen gegen die Pläne auf die Strasse.
Hollande verteidigte das Vorhaben am Donnerstagabend im TV-Sender France 2. Er habe das Land in den vergangenen vier Jahren modernisiert und dabei das Sozialmodell bewahrt. Er werde bis zu seinem letzten Tag im Amt an Reformen arbeiten.
Seit Hollandes Amtsantritt 2012 ist die Zahl der Arbeitslosen um fast 650'000 gestiegen und hat den historischen Höchstwert von knapp 3,6 Millionen erreicht. Hollande hat eine erneute Kandidatur im kommenden Jahr von Erfolgen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit abhängig gemacht. In dem Interview kündigte er an, Ende dieses Jahres zu entscheiden, ob er 2017 für eine zweite Amtszeit kandidieren werde.
Der Sozialist ist angesichts von schwachem Wirtschaftswachstum und Rekordarbeitslosigkeit so unbeliebt wie kein anderer Präsident vor ihm in Frankreichs jüngerer Geschichte. Er verharrt rund ein Jahr vor der Präsidentenwahl in einem beispiellosen Umfragetief.