Evolutionsbiologie

Urbanisierung beeinflusst Evolution von Klee weltweit

· Online seit 17.03.2022, 20:13 Uhr
In Städten finden Pflanzen andere Bedingungen als in ihren natürlichen Lebensräumen vor. Nun zeigt ein internationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung am Beispiel des Weissklees, dass urbane Umweltveränderungen dessen Evolution lenken können.
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Die Forschenden um den Evolutionsökologen Marc Johnson von der Universität Toronto untersuchten über 100'000 Weisskleepflanzen in 160 Städten und umliegenden ländlichen Gebieten weltweit. Im Fachmagazin "Science" berichten sie, dass Klee in vielen urbanen Umgebungen dazu neige, weniger von einem chemischen Stoff zu produzieren, der zur Abwehr von Fressfeinden diene. Die Produktionen dieser Substanz, nämlich Blausäure, wird von zwei Genen gesteuert.

Kleepopulation produziert Blausäure

Städte zeichnen sich nicht nur durch versiegelte Oberflächen und höhere Sommertemperaturen aus, sondern auch durch weniger üppige Vegetationsbedeckungen, weshalb weniger Pflanzenfresser dort einen Unterschlupf finden können. Diese im Vergleich zu natürlichen Habitaten anderen Umweltbedingungen treibt die Evolution in eine bestimme Richtung voran, wie die Studie zeigt.

So produzieren ländliche und städtische Kleepopulationen in fast der Hälfte der Untersuchungsgebiete unterschiedlich viel Blausäure: Je weiter weg vom Stadtzentrum, desto eher können sich die Pflanzen mit dem Giftstoff Feinde vom Leib halten.

280 Forschende waren beteiligt

Das Ausmass der evolutionären Anpassung variierte dabei von Stadt zu Stadt. Dies erklären sich die Forschenden mit Unterschieden in der urbanen Vegetationsbedeckung und verschiedenen Trockenheitsregimes.

Die Verstädterung verwandle ländliche und natürliche Umgebungen zunehmend in neue Ökosysteme. Wenn die Anpassung an städtische Umgebungen üblich sei, könnte dies kaskadenartige Auswirkungen auf Populationen und Ökosysteme haben und eine rasche Evolution bei einer Vielzahl von Organismen vorantreiben, schliessen die Autorinnen und Autoren.

An der Studie waren mehr als 280 Forschende beteiligt, darunter Wissenschaftler der Universitäten Zürich und Bern.

veröffentlicht: 17. März 2022 20:13
aktualisiert: 17. März 2022 20:13
Quelle: sda

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