Wieder erschüttert ein schweres Erdbeben Mittelitalien

30.10.2016, 18:22 Uhr
· Online seit 30.10.2016, 08:11 Uhr
Italien kommt nicht zur Ruhe: Nachdem bereits am Mittwochabend zwei schwere Erdstösse das Zentrum des Landes erschütterten, gab es am Sonntag zwei weitere schwere Beben in der gleichen Region. Das erste am Sonntagmorgen hatte die Stärke 6,6. Dies war das stärkste Beben in Italien seit 36 Jahren, in Rom war es deutlich zu spüren. Dem Zivilschutz sind noch keine Todesopfer bekannt.
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Dem italienischen Zivilschutz waren nach dem ersten schweren Erdbeben in Mittelitalien heute Morgen zunächst keine Berichte über Todesopfer bekanntgeworden, es gibt aber rund 20Verletzte. Die Verletzten würden mit Helikoptern in Sicherheit gebracht, die Stadt Nercio wurde nach dem Nachbeben am Mittag evakuiert. Viele Strassen seien blockiert. Zuvor waren drei Menschen lebend aus Trümmern geborgen worden. Sie hätten in der Stadt Tolentino bei Macerata unter Schutt gelegen, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA am Sonntagmorgen unter Berufung auf den Zivilschutz.

Zweites Beben heute Mittag

Kurz nach 13 Uhr hat ein weiteres schweres Nachbeben der Stärke 4,6 die Region erschüttert. Vor allem die Region zwischen Preci und Norcia in Mittelitalien ist dieses Mal betroffen. Bislang sind noch keine Todesopfer bekannt. Premierminister Matteo Renzi hatte zuvor sofortige Hilfe für die Erdbebenregion zugesagt. Er wolle alles wieder aufbauen, was durch die Beben zerstört wurde und weiterhin zerstört wird. Durch die viele Nachbeben ist die Situation äusserst angespannt und es muss mit weiteren Erschütterungen in Mittelitalien gerechnet werden.

Erdbebenwarten sind sich uneinig

Der erste Erdstoss hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,6. Das Epizentrum lag südöstlich von Perugia. Das Beben ereignete sich gegen 7.40 Uhr, in etwa 10 Kilometern Tiefe.

Der neue, mehrere Sekunden dauernde Erdstoss sorgte für weitere Einstürze in der Region Marken und löste Angst unter der Bevölkerung aus, die in Notunterkünften die vierte Nacht im Freien verbracht hatte. Menschen liefen erschreckt auf die Strasse, wie die ANSA berichtete. Das Beben sei auch deutlich und lange in der Provinz Umbrien und in Städten wie Florenz und Ancona - vor allem in oberen Stockwerken - zu spüren gewesen. Auch in der Hauptstadt Rom zitterte die Erde spürbar. In den Studios des Staatsfernsehens RAI kam es zu erheblichen Schwankungen. Nach Medienangaben war das Erdbeben von Bozen bis Neapel zu spüren. Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi setzte sich mit dem Zivilschutz in Verbindung, der die Nothilfe in der betroffenen Region koordiniert.

Aleandro Petrucci, Bürgermeister der Ortschaft Arquata, die bereits am 24. August von einem schweren Erdbeben betroffen war, sagte, dass das ganze Dorf zerstört sei. «Arquata gibt es nicht mehr», klagte Petrucci. Auch die vom Erdbeben am Mittwoch schwer beschädigte Kleinstadt Ussita sei komplett zerstört.

Kleine Nachbeben bringen Einsatzkräfte in Gefahr

Die 5000 Einwohner von Norcia seien in der Zwischenzeit evakuiert worden, sagte Luca Cari, Sprecher der Feuerwehr Norcia, auf Anfrage. Es gebe keine Hinweise darauf, dass noch Menschen unter den Trümmern seien. Derzeit ist der gesamte Bereich des historischen Stadtkerns abgesperrt. Die Gebäude seien instabil, bei einem neuen Erdstoss könnten sie deshalb einstürzen, sagte Cari weiter. «Das grösste Problem sind die andauernden Erdstösse, die auch die Einsatzkräfte in Gefahr bringen.»

Region kommt nicht zur Ruhe

Erst am Mittwochabend war die Region von zwei Beben der Stärke 6,1 und 5,5 erschüttert worden. Ein Mann starb, allerdings an den Folgen eines Herzinfarktes. Es gab mehrere Verletzte, Tausende sind obdachlos. Die Region war bereits vor zwei Monaten von einem verheerenden Beben heimgesucht worden war. Seither hatte es immer wieder leichte und schwere Nachbeben gegeben. Bei dem schweren Erdbeben Ende August kamen nach offiziellen Angaben 298 Menschen ums Leben, die meisten in dem Ort Amatrice. Die italienische Regierung schätzte die Erdbebenschäden zuletzt auf rund vier Milliarden Euro. Das Land wird häufig von Erdstössen heimgesucht, die immer wieder verheerende Folgen haben.

veröffentlicht: 30. Oktober 2016 08:11
aktualisiert: 30. Oktober 2016 18:22
Quelle: SDA/saz/enf

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