«Es steckt viel Thurgau in Lidl»

· Online seit 19.03.2019, 05:31 Uhr
Heute Dienstag vor zehn Jahren wurde in der Schweiz die erste Lidl-Filiale eröffnet. Dank Swissness hat sich der Discounter in der Schweizer Supermarkt-Landschaft etabliert. In Zukunft setzt Lidl auf Nachhaltigkeit und Selbstbedienungskassen.
Dario Brazerol
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Als die Marke Lidl 2009 in die Schweiz kam, wurde sie alles andere als mit offenen Armen empfangen. Die Vorurteile dem deutschen Discounter gegenüber reichten von «Billigware» bis «Aldi-Abklatsch». Mit Coop, Migros und Denner waren Herr und Frau Schweizer schon ausreichend bedient. Dass sich Lidl zum ernstzunehmenden Konkurrenten mausern würde, hat damals niemand erwartet.

Dank Swissness Image aufpoliert

«Am Anfang war es schwierig, die passenden Handelspartner für uns zu finden», sagt Reto Ruch, Chief Commercial & Marketing Officer von Lidl Schweiz. Das Image von Lidl Deutschland und Österreich habe dazu geführt, dass der Discounter eher kritisch beäugt wurde. Das sei aber kein Thema mehr. «Wir konnten unser Image stark verbessern», sagt Ruch. Das Unternehmen musste erkennen, dass deutsche Kunden sich von Schweizern unterscheiden: «Bei den Schweizern haben Nachhaltigkeit und Swissness-Produkte einen hohen Stellenwert. Vor allem in diesem Bereich haben wir massiv ausgebaut. Bei den Schweizer Produkten konnten wir unseren Umsatzanteil fast verdoppeln.» Doch nicht nur dort konnte Lidl seine Zahlen steigern: Mittlerweile betreibt Lidl schweizweit 127 Filialen und beschäftigt über 3500 Mitarbeiter, 260 davon am Hauptsitz in Weinfelden, der im November 2018 eingeweiht wurde.

Der Thurgau wurde nicht zufällig als Standort gewählt, erklärt Nadia von Veltheim, Chief Real Estate Officer von Lidl Schweiz: «Wir haben hier vor zehn Jahren unser erstes Lager gebaut. Damals waren wir noch eine Handvoll Mitarbeiter auf wenigen Quadratmetern. Wegen unseren Mitarbeitern und der guten Zusammenarbeit mit dem Kanton haben wir uns dazu entschieden, hier unseren Hauptsitz zu errichten. Es steckt also sehr viel Thurgau in Lidl Schweiz.»

Erste Liechtensteiner Filiale angekündigt

In den nächsten zehn Jahren will Lidl voll auf Nachhaltigkeit setzen, sei dies in der Logistik oder in der Produktion. Bis 2030 soll die Filialbelieferung mit elektrischen Lastwagen komplett fossilfrei sein und das Bio-Sortiment soll weiter ausgebaut werden. Dies aber bei möglichst gleichbleibenden Preisen für die Kunden, sagt Reto Ruch. Eine Herausforderung: «Das ist tatsächlich ein Spagat, den wir zu bewältigen haben. Wir wollen gute Preise für nachhaltige Produkte. Wir denken aber, dass unsere Kunden verstehen, dass sie für nachhaltige Labels mehr bezahlen müssen. Die Preisgestaltung muss fair bleiben.»

Auch in der Infrastruktur der Filialen hat Lidl eine Neuerung angekündigt. 2019 startet ein erster Test mit Self-Checkout-Kassen, wie sie aus anderen Supermärkten bekannt sind. Von diesen sollen in Zukunft auch unsere Nachbarn im Fürstentum Liechtenstein profitieren. Wie Nadia von Veltheim ankündigt, soll 2021 in Eschen die erste Lidl Schweiz Filiale eröffnet werden: «Es ist ein neues Land, indem wir noch nicht präsent sind. Deshalb haben wir entschieden, das Fürstentum bei uns aufzunehmen und Lidl Schweiz über die Landesgrenzen hinauszutragen.»

veröffentlicht: 19. März 2019 05:31
aktualisiert: 19. März 2019 05:31
Quelle: dab

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