«Es war ein schwerer Schritt»

· Online seit 26.10.2017, 05:27 Uhr
In Widnau gibt es bald ein Kleidergeschäft weniger: Heute Donnerstag führt der Mode Weber eine Totalliquidation durch. Die Grenznähe macht dem Geschäft zu schaffen. Der Inhaber bedauert die Entscheidung. Denn er hat eine spezielle Verbindung zu dem Geschäft.
Leila Akbarzada
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Gelbe Flyer machen auf die Totalliquidation des Traditionshauses aufmerksam. «Alles muss weg! Radibutz», heisst es auf den Flyern und Plakaten.

Im Vorarlberg wurde der Flyer häufig gesichtet. Und die Liquidation fällt genau auf den österreichischen Nationalfeiertag. Doch Mode Weber hat es nicht speziell auf die Vorarlberger Kundschaft abgezielt. «Wir haben schon seit Geschäftsbeginn auf beiden Seiten der Grenzen Werbung gemacht. Jetzt, beim letzten Mal, dachte ich, geben wir nochmals Vollgas», so Inhaber Erich Weber. Dass heute Donnerstag die Österreicher ihren Nationalfeiertag haben, war Weber nicht bewusst. «Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Das Datum ist Zufall.»

Spezielle Verbindung zu Widnau

Das Traditionshaus schliesst nach 52 Jahren. «Es tut sehr weh», sagt Erich Weber. Er führt das Geschäft in dritter Generation. Es gibt mehrere Filialen des Modegeschäfts, doch dass der Laden in Widnau geschlossen wird, trifft Weber persönlich. «Ich bin hier aufgewachsen, in dem Haus. Ich kenne alles hier, meine Mutter lebt auch noch hier», sagt er.

Gleiche Preise

Die Grenzregion machte dem Geschäft seit längerem zu schaffen. «Auslandsshopping und das Internet haben stark auf die Ertragslage gedrückt», so Weber. Die Situation habe sich über die Jahre stark geändert. «Als ich vier- oder fünfjährig war, gab es im Vorarlberg nichts. Keine Molkereien, keine schöne Migros wie bei uns. Die Vorarlberger kamen auf unsere Seite ins Rheintal, um einzukaufen. Heute ist es umgekehrt», sagt der 50-Jährige. Die Schweizer kaufen auf der anderen Seite der Grenze ein, obwohl die Preise bei Markenkleidern praktisch die gleichen seien. «Bei Moncler oder Max Mara sind wir sogar günstiger», so Weber.

Kaufzwang in der Schweiz

Aber bei Marken wie beispielsweise Hugo Boss oder Esprit werden laut Weber die Schweizer Einkäufer gezwungen, von den Schweizer Importeuren einzukaufen. «Und diese hauen 30 Prozent auf den Preis drauf», sagt er. Bei diesen Produkten müsse er dann entsprechend die Verkaufspreise anpassen.«Doch wir werfen diese Produkte sukzessive raus.» Er wolle Produkte anbieten, die vertretbar sind. «Wir sind eine aussterbende Spezies, Familienunternehmen im Textilbereich. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit und ich möchte, dass es weiter geht.»

Von der Ladenschliessung in Widnau sind acht Mitarbeitende betroffen. «Diese haben jedoch bereits teilweise intern, teilweise extern eine neue Stelle gefunden», so Weber.

(lak)

 

veröffentlicht: 26. Oktober 2017 05:27
aktualisiert: 26. Oktober 2017 05:27

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