«Go poste» ohne Abfall

20.12.2018, 14:21 Uhr
· Online seit 20.12.2018, 06:26 Uhr
Seit Samstag gibt es in Chur den ersten Laden, wo Nudeln, Zahnbürsten und WC-Papier unverpackt verkauft werden. Darum muss die Verpackung selber mitgebracht werden. Eine Umstellung für die Kunden.
Praktikant FM1Today
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Natacha Espirito Santo ist gestresst, der Laden voll mit Kunden. Am Samstag war die Eröffnung von «oba aba», wo die meisten Produkte ohne Verpackung verkauft werden. Die Kunden müssen deshalb ihr eigenes Gefäss mitbringen. Eine Umstellung, die aber gut geklappt hat. «Es hat mich erstaunt, dass die Leute schon so gut vorbereitet in den Laden kommen», sagt die 28-Jährige. Viele der Kunden würden das System aber bereits kennen. Der Laden in Chur setzt einen Trend fort, den es in der ganzen Schweiz gibt. Läden mit ähnlichen Konzepten gibt es auch in Zürich, Winterthur oder St.Gallen.

Finanziert mit Crowdfounding

Jeder Schweizer produziert in einem Jahr rund 700 Kilo Abfall. Fällt die Produkteverpackung weg, kann diese Zahl reduziert werden. Das sei auch einer der Hintergedanken für die Eröffnung des Ladens gewesen. «Ich möchte den Umweltschutzthemen mehr Aufmerksamkeit widmen», sagt die ehemalige Biologie-Studentin. Doch dafür brauchte Espirito Santo Geld. Gesammelt hat sie das mittels Crowdfounding. Über 400 Unterstützer haben zusammen 53'000 Franken bezahlt.

Die fehlende Verpackung soll den Produkten nicht schaden. Hygiene und Haltbarkeit seien vergleichbar mit jenen von Coop oder Migros. «Trockene Produkten sind bis im nächsten Jahr oder sogar bis 2020 haltbar. Milch, Jogurt oder Eier sind kürzer haltbar, wie im normalen Detailhandel.»

Ein ähnliches Konzept verfolgen Bioläden oder Reformhäuser. Nina Gilardon vom Churer Biohaus «Rägaworm» sagt gegenüber SRF hingegen, dass sie früher ohne Verpackung verkaufen mussten. Als die Produzenten jedoch mit Verpackungen begonnen hätten, seien sie froh gewesen, da die Produkte länger haltbar, sauberer und die Handhabung einfacher gewesen sei.

Café soll noch folgen

Espirito Santo sieht ihr Geschäft aber nicht als Konkurrenz zu den Reformhäusern. «Ich glaube, wir ergänzen uns gegenseitig und können gemeinsam den Leuten den Konsum bewusst machen», sagt die 28-Jährige. Das soll auch noch weiter gehen: Im Januar möchten sie mit ihrem Team ein Café innerhalb des Geschäftes eröffnen.

Dass Espirito Santo das Geschäft bis zur Pensionierung führt, ist für sie selbst eher unwahrscheinlich. «So wie ich mich kenne, werde ich irgendwann das nächste Projekt anreissen.»

veröffentlicht: 20. Dezember 2018 06:26
aktualisiert: 20. Dezember 2018 14:21

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