«Wir sind nicht daran, Bern zu verlassen», sagte der SRG-Generaldirektor in Interviews mit den Zeitungen «SonntagsBlick» und «Le Matin Dimanche». Der 56-Jährige nannte drei Bereiche, wo die SRG ihre Tätigkeiten in Bern verstärken will und kündigte für Projekte Investitionen im Umfang von rund 20 Millionen Franken an.
Neben einem Ausbau der Inlandredaktion soll in Bern ein neues, rund 15-köpfiges Recherche-Team gegründet werden. Journalisten von RTR, RSI, RTS und SRF sollen überregional nationale Themen behandeln. Jeder Chefredaktor aus jeder Region werde zwei, drei oder vier Mitarbeiter delegieren, sagte Marchand.
Vorbild Netflix
Weiter versprach der SRG-Chef den Aufbau einer neuen digitalen Plattform von Bern aus. Es gehe darum, eine Art öffentlicher Dienst nach dem Vorbild von Netflix zu entwickeln, wo alle SRG-Programme in allen Sprachen mit Untertiteln angeboten werden sollen.
Der Rundfunk will auch die Zahl der von ihr produzierten Fernsehserien erhöhen. «Derzeit gibt es drei bis vier pro Jahr, zwischen der West- und der Deutschschweiz. Ich hätte gerne sieben davon, mit der Möglichkeit, sie systematisch in anderen Sprachregionen einzusetzen», erklärte Marchand.
Die SRG hat beschlossen, einen Teil der SRF-Radioredaktion von Bern nach Zürich zu verlegen. Der Transfer, der ab Ende 2020 geplant ist, betrifft 170 Mitarbeiter und soll Einsparungen von zwölf Millionen Franken ermöglichen. 550 SRG-Mitarbeiter bleiben in Bern. In der Westschweiz ist geplant, die Abteilung «News» des RTS Fernsehens bis 2024 von Genf nach Lausanne zu verlegen. Die Entscheidungen führten zu heftigen Reaktionen an den betroffenen Standorten von Medienschaffenden und Politiker.
«In Bern gut vertreten sein»
«Ich kann die Reaktionen verstehen», sagte Marchand in den Interviews. Diese hätten viel mit dem Berner Selbstverständnis als Bundesstadt zu tun. «Es ist der SRG wichtig, in Bern gut vertreten zu sein. Und es wird immer so sein!» Er hoffe, dass bald etwas sachlicher diskutiert werden könne.
Marchand bat die Kritiker um «ein wenig Kohärenz». «Dem Service Public wurde Untätigkeit vorgeworfen (....) Man kann uns nicht auf einmal auffordern, dass wir uns auf die Zukunft vorbereiten müssen und gleichzeitig sagen, dass wir uns nicht bewegen sollen.» Er erinnerte dran, dass die SRG ab 2019 jährlich 100 Millionen Franken einsparen müsse.