Impfstoff

Nebenwirkungen und Genveränderungen: 4 Antworten zur Corona-Impfung

19.12.2020, 09:55 Uhr
· Online seit 19.12.2020, 09:54 Uhr
Wie sicher ist der Impfstoff gegen das Coronavirus, der noch diesen Winter zur Verfügung stehen soll? Der Impfexperte Herwig Kollaritsch beantwortet im Gesundheitsmagazin CheckUp vier wichtige Fragen.

Quelle: CH Media Video Unit / CheckUp

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Kann man den Ergebnissen der Impfstudien vertrauen?

Eines der Grundprinzipien ist, ob man dem, was an Daten da ist, traut oder eben nicht traut. Leider habe ich feststellen müssen, dass die Diskussion extrem emotional geführt wird und dass sehr viele Impfgegner den zur Verfügung gestellten Daten nicht trauen und sagen: «Na ja, wer weiss, ob das wirklich so ist und ob da nicht was gefälscht oder geschönt ist.» Wenn wir uns auf dieser Basis bewegen, können wir keine vernünftige Impfentscheidung treffen – das muss klar sein. Genauso wie Sie sich auf das verlassen müssen, was Ihnen der Hersteller eines Autos garantiert, wenn er Ihnen ein Auto verkauft, müssen Sie auch in der Lage sein, dem zu vertrauen, was die Firmen den Arzneimittelbehörden zur Verfügung stellen.

Wobei man sagen muss, dass die Firmen das nicht unkontrolliert den Arzneimittelbehörden zur Verfügung stellen, sondern dass während der Durchführung der Studien permanent Kontrollen durch die Arzneimittelbehörden stattfinden, sogenannte Audits. Wer so etwas einmal erlebt hat – ich habe das lange genug gemacht – weiss, wie genau die Herrschaften von der Arzneimittelbehörde sind. Da wird wirklich jeder Beistrich (österreichisch: Komma) geprüft.

Kann man an einer Covid-19-Impfung sterben?

Was das Sterben betrifft, gibt es eine ganz interessante Zahl. Es sind natürlich in der Phase-3-Studie des Pfizer/Biontech-Impfstoffes auch während dieser gesamten Zeit des Ablaufs der Studie Personen gestorben. Zwei in der Gruppe, die geimpft wurde, und vier in der Gruppe, die Placebo bekommen hat. Das ist also schon einmal vom Tisch. Tatsache ist, dass heute mehr von Reaktionen als von Nebenwirkungen gesprochen wird. Alles, was wir bis jetzt beobachtet haben, sind erwartbare und geläufige Beeinträchtigungen des Wohlbefindens nach einer Impfung. Also dass die Impfstelle wehtut, ein wenig anschwillt, rot wird oder dass der Arm für zwei, drei Tage bewegungseingeschränkt ist. Dass sind alles Dinge, die wir von anderen Impfungen kennen. Das ist im Rahmen der normalen Immunreaktion auf die Impfung möglich.

Infolge dieser Immunreaktion kann es natürlich sein, dass man Fieber kriegt, starke Kopfschmerzen bekommt oder sich nicht wohlfühlt. Nichts davon dauert länger als eine Woche. Das meiste hat sich nach zwei, drei Tagen erledigt. Die meisten Nebenwirkungen – da gibt es eine internationale Skala – waren als mild oder moderat eingestuft. Aber wir wissen, und das muss man sehr gut kommunizieren an die zu impfenden Personen, dass diese Art von Impfstoffen generell dazu neigt, deutlichere Impfreaktionen hervorzurufen als zum Beispiel die FSME-Impfung. Das ist systemimmanent bei diesen Impfstoffen. Auf der anderen Seite: Ich bin seit 40 Jahren in der Impfpraxis und habe sehr viele Impfungen selber gemacht. Ich sage meinen Patienten im Vorhinein immer, was sie erwartet und dass das ein Teil des Ausdrucks der Immunreaktion ist, also eigentlich ein erwünschter Effekt. Dass das unangenehm ist für den Patienten, ist eine zweite Sache, aber für mich als Vaccinologen ist es eigentlich eine erfreuliche Sache, obwohl ich kein Sadist bin.

Werden wir durch mRNA-Corona-Impfungen genetisch verändert?

Ich verstehe die Angst, aber sie ist völlig unbegründet, weil wir ja einen RNA-Impfstoff haben. Im Genom der menschlichen Zelle ist aber DNA. Die DNA im Zellkern dient dazu, dass RNA produziert wird, die dann in der Zelle selbst verarbeitet wird. Das ist eine Einbahnstrasse. RNA kann nicht in den Zellkern hinein. Das ist technisch, nach menschlichem Ermessen, unmöglich. Daher kann es auch nicht dazu kommen, dass in irgendeiner Form eine sogenannte Insertationsmutagenese auftritt, sprich dass ein Genabschnitt in das menschliche Genom inkorporiert wird und dort Schaden anrichtet.

Schadet der Zeitdruck bei der Impfstoffentwicklung der Qualität?

Es ist für die Firma ein unglaublicher Nachteil, für uns ein grosser Vorteil. Für die Firma ist es deswegen ein wahnsinniger Nachteil, weil sie ein ungeheures Risiko eingeht, nämlich ein wirtschaftliches Risiko. In dem Moment, wo diese Phasen überlappend stattfinden, kann es passieren, dass mittendrin, wenn schon die grosse Phase 3 läuft, man abbrechen muss, weil man Ergebnisse bekommen hat, die eine Weiterentwicklung verunmöglichen. Gleichzeitig produzieren die Firmen schon im Hintergrund den Impfstoff in grössten Mengen. Dann kann es sein, dass die Firmen alles wegwerfen müssen. Hier geht's nicht um einige hunderttausend, sondern um ein paar hundert Millionen Euro. Deswegen wurden die Firmen stark von staatlicher Seite unterstützt.

(red.)

veröffentlicht: 19. Dezember 2020 09:54
aktualisiert: 19. Dezember 2020 09:55
Quelle: FM1Today

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