Ostschweiz
Appenzellerland

«Leute sollen auch mal mit dem Velo kommen»

Tourismus in Innerrhoden

«Leute sollen auch mal mit dem Velo kommen»

· Online seit 02.02.2023, 20:18 Uhr
Die Innerrhoder Regierung will mit einer Tourismusstrategie die Besucherströme im Kanton und im Alpstein besser steuern. Wie das genau funktionieren soll, erklären Landammann Roland Dähler und Bruno Huber, der Hauptmann von Schwende-Rüte.
Anzeige

Der Ansturm an Touristen in Appenzell Innerrhoden ist immens. «Pro Jahr haben wir rund 1,8 Millionen Frequenzen, das sind fast 5000 Leute täglich», rechnet Roland Dähler, der Landammann von Appenzell Innerrhoden, gegenüber TVO vor. Besonders betroffen davon: Wasserauen, der «Eingang zum Alpstein».

Um die Massen besser steuern zu können, will sich der Kanton eine Tourismusstrategie geben. Dähler: «Es ist eine Vision: Appenzell bleibt Appenzell. Damit das gelingt, müssen wir gewisse Massnahmen haben.» Doch: «Wir wollen nicht alles verändern, wir wollen das, was wir gut gemacht haben, beibehalten.»

Öffentlicher Verkehr muss attraktiver werden

Die Strategie soll die Weichen für die nächsten 15 bis 20 Jahre stellen. Ein spezielles Augenmerk gilt den Tagestouristen, die den grössten Anteil ausmachen. «Wir haben ein beschränktes Angebot in Wasserauen», sagt Dähler. Dort brauche es eine langfristige Lösung. «Die heutige Lösung, dass man auf Wiesen parkiert, ist nicht nachhaltig. Irgendwo zwischen Steinegg und Wasserauen braucht es ein Parkhaus oder ähnliches.» Wo dieser Standort sein wird, können wir noch nicht sagen.»

Klar sei jedoch, dass auch der öffentliche Verkehr eine grosse Rolle spiele – er müsse attraktiver werden.

Der Landammann erhofft sich durch die Strategie auch, dass die Touristinnen und Touristen länger im Appenzellerland bleiben. Mit drei bis fünf weiteren Hotels solle ein Anreiz dazu geschaffen werden. Dähler: «Der Kanton baut die Hotels natürlich nicht selbst. Aber er schafft die Grundlage, dass alles bereit ist, wenn ein Investor bauen will.»

«Ob es ein Parkhaus gibt, ist noch nicht entschieden»

Besonders von der Strategie betroffen ist nebst dem Dorf Appenzell der Bezirk Schwende-Rüte. Bruno Huber, der regierende Obmann, sagt zu einem möglichen Parkhaus: «Irgendwo müssen wir Parkplätze schaffen. Es ist klar, dass so etwas in einem Tourismuskonzept vorkommt. Aber es braucht auch Land. Ob es dann ein Parkhaus gibt oder nicht, ist noch nicht entschieden.»

Er glaubt aber, dass es am Schluss auf «irgendetwas mit einem Bau oder einem Gebäude» hinausläuft. «Zuerst braucht es dazu aber ein Planänderungsverfahren, das geht schon mal relativ lange. Dann gibt es Auflagen und möglicherweise Einsprachen. Entsprechend wir der Prozess noch lange dauern.» Huber rechnet mit mindestens drei bis fünf Jahren, bis überhaupt über ein mögliches Gebäude gesprochen werden kann.

Bis es soweit ist, «werden wir mit der provisorischen Lösung leben müssen», so Huber: «Die Zwischenlösung ist wohl oder übel, dass wir Parkfläche auf Wiesenland an Spitzentagen zur Verfügung stellen müssen.»

«Wir müssen ein paar Franken in die Hand nehmen»

Auch er hofft, dass vermehrt Leute auf den öffentlichen Verkehr umsteigen. Doch: «Das ist in einem Streusiedlungsgebiet, wie es das Appenzellerland ist, extrem schwierig. Wir haben die Appenzellerbahn, die nach Wasserauen fährt. Es braucht sehr gute Anschlüsse und der Takt muss verdichtet werden. Aber wir müssen auch bereit sein, ein paar Franken in die Hand zu nehmen.»

Huber betont, dass für die überfüllten Parkplätze nicht nur die auswärtigen Gäste verantwortlich seien. «Ein grosser Teil der Alpstein-Besucherinnen und -Besucher kommt aus dem Appenzellerland selbst. Auch wir müssen unser Verhalten anpassen. Zum Teil können wir das mit Gebühren steuern. Aber wir müssen uns auch grundsätzlich überlegen, ob wir bei schönem Wetter nicht auch einmal mit dem Velo eine Strecke zurückzulegen wollen.»

(TVO/red.)

veröffentlicht: 2. Februar 2023 20:18
aktualisiert: 2. Februar 2023 20:18
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige