Pranger oder nicht? Ostschweizer Politik gespaltener Meinung
Quelle: tvo
Bei einer Lebensmittelkontrolle in einem Restaurant in Appenzell Ausserrhoden wurden zahlreiche verschimmelte Lebensmittel vorgefunden (FM1Today berichtete). Wegen der Missstände wurde der Gastrobetrieb geschlossen – fünf Tage später wurde er wieder geöffnet. Um welchen Betrieb es sich handelt, wird nicht kommuniziert.
Der Schweizer Konsumentenschutz kann dies nicht nachvollziehen und fordert mehr Transparenz. «Diese Forderung stellen wir schon seit Jahren. Wenn die öffentliche Hand mit Steuergeldern diese Kontrollen finanziert, haben die Konsumentinnen und Konsumenten auch das Anrecht zu erfahren, wie diese ausfallen», sagt Josianne Walpen, Konsumentenschützerin im Bereich Ernährung.
SP für Bekanntgabe des Gastrobetriebs
Den Namen des besagten Betriebs sei gerechtfertigt, sagt Andrea Scheck, Präsidentin der SP St.Gallen: «Eventuell haben sich Gäste nach einem Besuch dort schlecht gefühlt. Wenn man durch eine Fahrlässigkeit die Aussenwelt so beeinflusst, hat diese ein Interesse daran zu wissen, wo und wieso das passiert ist.»
In England wird für die Lebensmittelhygiene mittlerweile ein Ampelsystem verwendet. An den Restauranteingängen wird mit einer Notenskala von 1 bis 5 die Sauberkeit des Gastrobetriebes ausgewiesen. Für Andrea Scheck wäre dieses System auch in der Schweiz wünschenswert: «Aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten ist dies ein sehr transparentes System.»
FDP gegen öffentlichen Pranger
Die FPD indes möchte einen öffentlichen Pranger verhindern. «Der besagte Betrieb konnte nur wieder öffnen, weil die Missstände behoben worden sind», sagt Christian Lippuner, Fraktionspräsident der FDP St.Gallen.
Der überwiegende Teil der Gastrobetriebe würde seiner Verantwortung zur Hygiene sehr gut nachkommen, versichert auch Konsumentenschützerin Josianne Walpen: «Für all jene, die einen guten Job machen, kann dieser Fall aber einen Imageschaden mit sich ziehen.»
(red.)