Nach Felchenfangverbot

Berufsfischer am Bodensee angeln sich finanzielle Unterstützung

· Online seit 08.08.2023, 10:47 Uhr
Mit dem Felchenfangverbot verlieren die Berufsfischer am Bodensee den wirtschaftlich bedeutendsten Fisch. Gleichzeitig müssen sie in neue Netze investieren. Dafür erhalten sie nun von den Kantonen Geld, wie das Thurgauer Amt für Jagd und Fischerei bestätigt.
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Die Ostschweizer Berufsfischer am Bodensee haben einen Erfolg verbucht. Der Kanton beteilige sich an den Anschaffungskosten für neue Fischernetze, sagte Reto Leuch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Retten tut uns das nicht», so der Präsident der Schweizer Berufsfischer am Bodensee. Aber es sei ein kleiner Sieg im Kampf um den Erhalt einer Berufsgruppe.

Felchenfangverbot führt zu höheren Kosten

Ab kommendem Jahr dürfen im Bodensee für drei Jahre keine Felchen mehr gefangen werden, die bedeutendste Fischart für die Berufsfischer. Das beschloss die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) im Juni. Sie will erreichen, dass sich die besorgniserregend tiefen Bestände erholen.

Das Felchenfangverbot zwingt die Berufsfischer, grobmaschigere Netze einzusetzen, mit denen andere Fischarten gefangen werden. Nun sei mit Bund und den Kantonen Thurgau und St.Gallen eine Einigung erzielt worden, dass sie für neue Netze Gelder sprechen, sagte Leuch.

Das bestätigte Roman Kistler, Chef des Thurgauer Amtes für Jagd und Fischerei. Ein entsprechendes Fischernetz koste zwischen 600 und 800 Franken, oft würden gleichzeitig mehrere eingesetzt werden.

Hoffen auf weitere Unterstützung

Noch rund zwei Dutzend Schweizer Berufsfischer gibt es am Obersee des Bodensees, viele bereits im Pensionsalter. «Wir sind hoffnungslos überaltert», sagte Berufsfischerpräsident Leuch. Um seinen Berufsstand dennoch vor dem Aussterben während des Felchenfangverbots zu bewahren, schwebt ihm zusätzliche eine Lösung vor, wie sie der Kanton Neuenburg kennt.

Dort sicherte die Politik ihren zwölf Berufsfischern 2020 aufgrund des Ertragsrückgangs für drei Jahre eine finanzielle Unterstützung zu. Sich stark vermehrende Kormorane wurden als Hauptgrund für den Rückgang der Felchenbestände ins Feld geführt.

Am Bodensee setzen nebst Kormoranen auch invasive Arten wie Stichlinge und die Quagga-Muscheln den Felchen zu. Auch sank im See der Phosphorgehalt und damit das Nahrungsangebot für die Fische in den vergangenen Jahrzehnten stetig.

(red./sda)

veröffentlicht: 8. August 2023 10:47
aktualisiert: 8. August 2023 10:47
Quelle: FM1Today

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