Fischerei am Bodensee

Eier aus Gips: Berufsfischer wollen dem Kormoran an den Kragen

· Online seit 23.06.2023, 16:23 Uhr
Die Felchen-Bestände im Bodensee sind unter Druck geraten. Nun sollen während drei Jahren keine Felchen mehr gefischt werden dürfen. Die Berufsfischer ärgern sich und geben einem alten bekannten, dem Kormoran, die Schuld.
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Ab kommendem Jahr dürfen die 64 Bodensee-Berufsfischer für drei Jahre keine Felchen mehr fischen. Das beschloss die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) diese Woche. Sie will erreichen, dass sich die Bestände erholen. Im vergangenen Jahr waren noch 21 Tonnen Felchen ins Netz gegangen, im Jahr davor 107 Tonnen. «Es ist eine grosse Katastrophe», sagt Reto Leuch, Präsident des Schweizerischen Berufsfischerverbands.

Mit Öl bestrichene Eier und Eier aus Gips

Die Bodenseefischer sehen im beschlossenen Felchen-Fangverbot keine Lösung für die Erholung der Bestände. Sie sehen das Hauptproblem in der Ausbreitung der Vogelart Kormorane. Von den rund 6000 Kormoranen sei «höchstens ein Drittel» am Bodensee tragbar, wenn die Fischbestände erhalten bleiben sollen. «Sie machen den ganzen Fischbestand kaputt», sagt Leuch am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

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«Man ist sich ja einig, dass mit den Kormoranen etwas gemacht werden muss, die Knacknuss ist aber, wie man es macht», sagt Leuch. Unter anderem könnten Eier aus den Nestern mit Öl bestrichen werden, um das Ausbrüten zu verhindern, oder durch Gipseier ersetzt werden. Der Naturschutzbund Baden-Württemberg glaubt nicht, dass Kormorane Schuld am Rückgang der Felchen sind.

Barsch, Hecht, Zander: Die Kundschaft muss umdenken

Blaufelchen sind das kulinarische Aushängeschild des Bodensees, an den Deutschland, die Schweiz und Österreich grenzen. Nun müsse man den Menschen andere Fische schmackhaft machen, meinte Leuch. Es gebe ja noch andere Fische, der See sei ja nicht leer. Leuch weiter: «Es braucht ein Umdenken bei der Kundschaft.» Leuch verweist unter anderem auf Barsch, Hecht, Rotaugen, Wels und Zander.

Ausser dem Kormoran setzen auch invasive Arten wie Stichling und die Quagga-Muschel den Felchen zu. Stichlinge fressen dasselbe Plankton. Die Muschel bindet das für das Wachstum der Felchen wichtigen Phosphor. «Das Hauptproblem ist, dass es nicht genug Nahrung im See gibt», sagte Leuch.

(sda/sas)

veröffentlicht: 23. Juni 2023 16:23
aktualisiert: 23. Juni 2023 16:23
Quelle: FM1Today

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